
BRuderhähne
Männliche Tiere bleiben ein unerwünschtes Nebenprodukt der Industrie
Bis 2022 starben in deutschen Brütereien jedes Jahr zwischen 40 und 45 Millionen männliche Küken aus rein wirtschaftlichen Gründen. Dies ist seit 1. Januar 2022 in Deutschland verboten. Trotz Kükentötungsverbot ab 2022: Männliche Tiere bleiben ein unerwünschtes Nebenprodukt der eierproduzierenden Industrie.
Auf jede Legehenne kommt statistisch gesehen ein Hahn. Männliche Küken aus der Legehennenvermehrung produzieren jedoch keine Eier. Für die Fleischmast gelten die extrem hochgezüchteten Masthühner als Maßstab für gute Wirtschaftlichkeit. Die Hähne aus Legelinien wachsen viel langsamer und gelten deshalb als unrentabel für die Mast. Als Alternative zum Töten der bereits geschlüpften Küken kann die „Geschlechterbestimmung im Ei“ durchgeführt werden. Die dafür bisher verfügbaren Methoden können die männlichen Tiere jedoch erst aussortieren, wenn der Embryo im Ei bereits empfindungsfähig ist. Dem soll ab 2024 Rechnung getragen werden. Dann soll es in Deutschland verboten sein, die Embryonen nach dem 6. Bebrütungstag zu selektieren.
Die kleinen Hähne, die aktuell in Deutschland in den Brütereien schlüpfen, weil sie nicht als Embryo im Ei aussortiert werden, müssen auch aufgezogen werden. Die sogenannte Bruderhahn-Aufzucht geschieht jedoch meist unterunzureichenden Haltungsbedingungen. Häufig werden die Hähne dazu auch als Eintagsküken nach Osteuropa exportiert, wo die Mast dann unter weitestgehend unbekannten Bedingungen erfolgt.
Geschlechtsbestimmung im Ei bekämpft nur Symptome
VIER PFOTEN steht der Geschlechtsbestimmung im Ei, sowie der Aufzucht von Legehybridhähnen kritisch gegenüber. Beide Lösungen arbeiten nicht an der systembedingten Ursache, nämlich der spezialisierten Hochleistungszucht und fördern die Fortführung der industriellen Tierhaltung. Als Übergangslösung ist die Geschlechtsbestimmung im Ei denkbar, sofern sie vor dem 6. Bruttag stattfindet, ebenso die Bruderhahn-Aufzucht, sofern sie artgemäß erfolgt.
VIER PFOTEN sieht in der Abkehr von der selektiven Zucht in der Geflügelindustrie und der (Wieder-) Etablierung von Zweinutzungsrassen die langfristig nachhaltige Lösung. Bei Zweinutzungsrassen werden die weiblichen Küken für die Eierproduktion verwendet, während die männlichen Küken für die Fleischproduktion gemästet werden. Dies ist die nachhaltigste Lösung, um die Tötung der männlichen Eintagsküken zu vermeiden. Außerdem sind Zweinutzungsrassen aufgrund ihrer geringeren Leistung robuster und haben weniger Tiergesundheitsprobleme als die kommerziellen selektiven Zuchtlinien.
Hochleistungstier Legehenne
Moderne Legehybriden sind darauf gezüchtet, möglichst viele Eier in kurzer Zeit zu produzieren. Dies bringt vermehrt Gesundheitsprobleme bei den Hennen mit sich. Der größte Teil der in Deutschland verkauften Eier stammt weiterhin aus der Bodenhaltung, in der die Tiere auf engstem Raum leben müssen und keinen Zugang ins Freie haben. Wie in der Käfighaltung mangelt es den Hennen auch hier an Beschäftigung. Das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen bleibt den Tieren weitgehend verwehrt.
Tipps für tierfreundlicheren Eier-Kauf
Im Handel werden Eier als „ohne Kükentöten“ gelabelt, wenn eine Geschlechtsbestimmung im Ei stattfand oder die Hähne aufgezogen wurden. Wichtig dabei zu wissen: Nur wenige Label garantieren dabei auch eine artgemäße Aufzucht der Hähne.
Hier eine Auswahl: Demeter, Hähnlein, Rosenthaler Hahnenglück, Alnatura Bruderhahn Initiative, Initiative Bruder Ei, Bruderhahninitiative Deutschland, Eier mit ÖTZ Siegel
Grundsätzlich empfiehlt VIER PFOTEN, den Eierkonsum zu reduzieren und Ei-freie Alternativen auszuprobieren. Wer Gewissheit haben möchte, woher die Eier stammen, der sollte auf das Bio-Siegel sowie ökologische Aufzucht bei Bruderhähnen achten.
VIER PFOTEN fordert:
- Die generelle Abkehr von der industriellen Tierhaltung – das bedeutet: Schluss mit Hochleistungszuchten, Wegwerf-Tieren sowie Qualhaltungen.
- Eine Abkehr vom Weg der Geschlechtsbestimmung im Ei und Beseitigung systembedingter Ursachen des Kükentötens
- Die Etablierung des Zweinutzungshuhns, also einer Hühnerrasse, die zur Eier- und zur Fleischproduktion geeignet ist und Hahn und Henne den gleichen Wert beimisst. Dazu gehört die Förderung von Projekten zur Züchtung von Zweinutzungshühnern wie z.B. der ÖTZ (https://www.oekotierzucht.de/) anstatt der Förderung der Geschlechtsbestimmung im Ei.
- Die tiergerechte Aufzucht der Bruderhähne als Übergangslösung bis zur flächendeckenden Etablierung des Zweinutzungshuhns.
- Verpflichtende Kennzeichnung von Produkten mit verarbeiteten Eiern nach Haltungsform.
- Klarere Kennzeichnung, was ‘ohne Kükentöten’ bedeutet. ‚Ohne Kükentöten‘ darf nur bedeuten, dass weder die Küken noch die Embryonen abgetötet werden.
- Die Förderung pflanzlicher Ernährung.