Intensive Hühnerhaltung

Intensive Hühnerhaltung

Mehr als 300 Eier pro Jahr: Hochleistungs-Hühner in der Eierindustrie

16.2.2023

Hühner sind vermutlich die am häufigsten vom Menschen geschlachteten Nutztiere weltweit: Geschätzt 45 Milliarden Hühner werden jedes Jahr für Hühnerfleisch getötet.

Der Vorfahre unseres Haushuhnes ist ein Wildhuhn mit dem Namen Bankivahuhn, das aus Südostasien stammt. Es legt ca. 20 Eier im Jahr. Erste Hinweise auf die Domestikation des Huhnes sind auf etwa 2000 v. Chr zu datieren.

Insgesamt gibt es heute drei Gruppen von sogenannten Nutzhühnern. Auf der einen Seite die hochspezialisierten Masthühner, die zur Fleischerzeugung gehalten werden und Legehennen, die in der Eierindustrie genutzt werden. Auf der anderen Seite das sogenannte Zweinutzungshuhn. Hennen von Zweinutzungshühnern legen im Vergleich zu Hochleistungslegehybriden weit weniger Eier (ca. 150 – 200 Eier im Jahr), aber dafür wachsen die Hähne etwas schneller als Hähne aus reinen Legelinien, aber langsamer als hochspezialisierte Masthühner.

VIER PFOTEN setzt sich für eine nachhaltige Hühnerzucht mit Fokus auf das Zweinutzungshuhn ein.

Als spezialisierte Legehennen bezeichnet man weibliche Hühner, die dazu gehalten werden Eier zu legen. In der heutigen intensiven Eierindustrie werden meist Hybriden gehalten, deren Legeleistung über die Jahre durch intensive Zucht in die Höhe getrieben wurde. Mit rund 300 Eiern pro Jahr legt eine Henne heute gut 120 Eier mehr als vor 50 Jahren.

Dies kann vermehrt Gesundheitsprobleme bei den Hennen mit sich bringen. Der größte Teil der in Deutschland verkauften Eier stammt weiterhin aus der Bodenhaltung, in der die Tiere keinen Zugang ins Freie haben. Bei der Bodenhaltung leben neun Hennen pro Quadratmeter in teils sehr großen Anlagen. Wie in der Käfighaltung mangelt es den Hennen auch hier an Beschäftigung. Das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen ist ebenfallsstark eingeschränkt. 

Masthühner wurden dagegen auf extreme Tageszunahmen gezüchtet, um möglichst viel Fleisch in möglichst kurzer Zeit zu erzeugen. Viele Masthühner sind gerade mal vier Wochen alt, wenn sie geschlachtet werden. Trotz der extrem kurzen Lebensdauer leiden dann schon viele an Gesundheitsproblemen aufgrund der Qualzucht.

Das Einfangen der Hühner für den Transport zum Schlachthaus ist für Legenhennen als auch Masthühner oft mit extremem Stress verbunden und führt oft auch zu schweren Verletzungen, wie etwas Knochenbrüchen, vor allem bei den Legehennen, die aufgrund der hohen Legeleistung oft unter Osteoporose leiden

Haltungsformen von Legehennen in Österreich

Seit 2020 ist die Käfighaltung in Österreich komplett verboten, bis dahin waren seit 2009 so genannte ausgestaltete Käfige noch erlaubt. Leider sind der Import nach und die Verarbeitung von Eiern aus konventioneller und auch ausgestalteter Käfighaltung in Österreich aber nach wie vor möglich. In vielen verarbeiteten Produkten der Lebensmittelindustrie, aber auch in der Gastronomie befinden sich verarbeitete Eibestandteile fragwürdiger Herkunft. Häufig gelangen so Eier aus Käfighaltung - meist in Form von Flüssig- oder Trockenei - in unsere Lebensmittel, etwa in Nudeln, Süß- oder Backwaren.  

Hühner in der Käfighaltung

Was Sie wissen sollten​​​​​​

  • Küken werden heute in riesigen Brutmaschinen ausgebrütet, ohne jeglichen Kontakt zur Mutter.
  • Ein Huhn kann unter besten Bedingungen 7-10 Jahre alt werden. In der Intensivtierhaltung werden Legehennen meistens kaum älter als 20 Monate.
  • Versteckte Eier: Jedes zweite Ei wird verarbeitet. Eine Kennzeichung der Haltungsform ist aber auf Produkten mit verarbeiteten Eiern nicht zwingend vorgeschrieben. Deshalb ist es wichtig, nur solche verarbeiteten Produkte zu kaufen, auf denen die Haltungsform ausgewiesen ist.

VIER PFOTEN fordert

  • Ausstieg aus der Käfighaltung von Legehennen (sämtliche Käfigsysteme) – in der gesamten EU.
  • Generelle Kennzeichnungspflicht von Ei-enthaltenden Produkten nach Haltungsform der Legehennen.

VIER PFOTEN fordert ...

... ein Verbot von grausamen Praktiken:

Sie lösen Angst, Schmerz und Qualen aus, schwächen das Immunsystem, verändern die Gehirnfunktion und das natürliche Verhalten der Tiere.

Die Haltungsbedingungen sollten an die Tiere angepasst sein, ihnen mehr Platz bieten und Verletzungen verhindern. VIER PFOTEN fordert: 

  • Verbot von schmerzhaften Verstümmelungen (z.B. Schnabelkürzen)
  • Ein Ende der Tötung männlicher Küken
  • Verbot der Käfighaltung in der gesamten EU
  • Verzicht des Verkaufs von Käfigeiern und Produkten, die Käfigeier enthalten
  • Verzicht der Lebensmittelhersteller auf den Einsatz von Käfig-Eiern in ihren Produkten
  • Eine verpflichtende Kennzeichnung eierhaltiger Produkte entsprechend der Haltungsform und Herkunft von Legehennen

... Befriedigung der Grundbedürfnisse:

Wenn sie vernachlässigt werden, führt dies zu Leiden, akuten Schmerzen, Ängsten und einem langfristig negativen Wohlbefinden.  

Die Grundbedürfnisse von Hühnern sind:

  • Hühner sind sehr aktive Tiere und benötigen daher viel mehr Platz, als ihnen der Käfig bieten kann, sowie einen gut strukturierten Stall. Die Ställe sollten über ruhige und abgetrennte Bereiche, erhöhte Flächen, Staubbademöglichkeiten und Zugang zu Sonnenlicht über einen überdachten Auslauf verfügen. Bereiche für die Futtersuche, Substrat zum Scharren und Picken sowie Ausgestaltungsmaterial, z. B. Stroh, sind für die Tiere ebenfalls wichtig.
  • Erhöhte Sitzstangen sollten zum Schlafen leicht zugänglich sein und für die Hühner sicher zu benutzen sein, z. B. aus rutschfestem Material bestehen.
  • Angemessene Lichtverhältnisse - UV-Licht ist für die Tiere unerlässlich, ebenso wie eine gute Luftqualität mit niedrigen Ammoniakkonzentrationen.
  • Eine hühnergerechte Ernährung (abwechslungsreich - Gras, Blätter, Samen, Früchte) ist nicht nur für die Erhaltung der körperlichen Gesundheit der Tiere wichtig, sondern gibt ihnen auch die Möglichkeit, ihr natürliches Verhalten auszuleben, da Futtersuche und Fütterung ein wichtiger Bestandteil ihrer täglichen Aktivitäten sind, die stark sozial geprägt sind.
  • Das Nest sollte abgetrennt, aber leicht zugänglich sein und der Boden sollte aus formbarem Material bestehen. Nester mit Einstreu, in denen die Hühner sitzen können, sind obligatorisch.
  • Der Unterschlupf sollte Schutz vor extremen Witterungsbedingungen bieten und über eine gute Luftqualität sowie eine angemessene Temperatur verfügen und leicht zugängliches Wasser und Futter bereithalten.
  • Die Tiere sollten bei guter Gesundheit gehalten werden und bei Bedarf tierärztlich versorgt werden.

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Was sie für Legehennen tun können

  • Verzichten Sie so oft wie möglich auf Eier und nutzen Sie Ei-freie Alternativen Wenn Sie sich für den Kauf von Eiern entscheiden, kaufen Sie keine Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung, sondern Bio- oder Freilandeier 
  • Achten Sie auf die Zutaten bei verarbeiteten Produkten: Kaufen Sie Ei-freie oder Bio-Produkte.
  • Prüfen Sie immer den Stempel auf dem Ei – lassen Sie sich nicht täuschen durch Begriffe wie „Kleingruppenhaltung“, „Bauern-Ei“ oder „Land-Ei“ Fragen Sie bei Herstellern von verarbeiteten Produkten mit Ei gezielt nach, aus welcher Haltungsform diese stammen.
  • Fragen Sie im Restaurant nach, aus welcher Haltungsform die Eier in den Gerichten stammen

„Je mehr Eier wir essen, desto mehr unterstützen wir die Eierindustrie dabei, ihre Produktion zu erhöhen. Mit jeder Mahlzeit können wir entscheiden, wie Hühner in unserer Gesellschaft gezüchtet, gehalten und behandelt werden.“

Eine Empfehlung von VIER PFOTEN

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Quellenverweis

1. Chapter 1 - Egg production. [accessed 2023 Jul 25]. https://www.fao.org/3/Y4628E/y4628e03.htm (Source of the subline=
 
2. EFSA Panel on Animal Health and Animal Welfare (AHAW), Nielsen SS, Alvarez J, Bicout DJ, Calistri P, Canali E, Drewe JA, Garin-Bastuji B, Gonzales Rojas JL, Gortázar Schmidt C, et al. Welfare of laying hens on farm. EFSA Journal. 2023;21(2):e07789. doi:10.2903/j.efsa.2023.7789
 
3. Poultry Science Symposium, Perry GC, editors. Welfare of the laying hen. Wallingford, OxfordshireUK ; Cambridge, MA, USA: CABI Pub; 2004. (Poultry science symposium series).
 
4. Chauvin C, Hillion S, Balaine L, Michel V, Peraste J, Petetin I, Lupo C, Le Bouquin S. Factors associated with mortality of broilers during transport to slaughterhouse. Animal. 2011;5(2):287–293. doi:10.1017/S1751731110001916
 
5. Drain ME, Whiting TL, Rasali DP, D’Angiolo VA. Warm weather transport of broiler chickens in Manitoba. I. Farm management factors associated with death loss in transit to slaughter. The Canadian Veterinary Journal. 2007;48(1):76–80.
 
6. Eltahan HM, Cho S, Rana MM, Saleh AA, Elkomy AE, Wadaan MAM, Alagawany M, Kim IH, Eltahan HM. Dietary exogenous phytase improve egg quality, reproductive hormones, and prolongs the lifetime of the ag.

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