Schafe auf Transporter

VIER PFOTEN: Australien und Großbritannien zeigen einen Weg ohne Lebendtierexporte – das muss ein Signalschuss für die EU sein 

Die globale Tierschutzstiftung fordert die EU dazu auf, dem Vorbild der beiden Commonwealth-Staaten zu folgen

15.5.2024

Hamburg, 15. Mai 2024 – VIER PFOTEN sieht die gestrige Entscheidung Großbritanniens, ein lange gefordertes Verbot aller Lebendexporte zu Schlacht- oder Mastzwecken im Gesetz zu verankern, als Signalschuss für die EU, endlich umfassende Tierschutzreformen bei Lebendtiertransporten anzugehen. Dies gilt vor allem auch vor dem Hintergrund der Europawahlen vom 06. bis 09. Juni 2024. Die globale Tierschutzstiftung begrüßt darüber hinaus die Entscheidung des australischen Landwirtschaftsministeriums von vergangener Woche, den grausamen Export von Schafen ab dem 01. Mai 2028 zu verbieten. Auch Deutschland transportiert nach wie vor Tiere innereuropäisch, aber auch in Drittstaaten.

Die Europäische Union – selbsternannter Vorreiter im Tierschutz – ist mit jährlich 1,5 Milliarden Geflügeltieren und über 51 Millionen Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen weiterhin der größte Lebendtier-Exporteur der Welt. Diese Tiere sind dabei zu Wasser wie zu Lande grausamen Bedingungen ausgesetzt: Knappheit an Nahrung und Wasser, extreme Temperaturen, hoher Stress, Infektionen und mangelnde Hygiene. Viele von ihnen überleben den Transport nicht. Mit großen Erwartungen blickt die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN nun den bevorstehenden Europawahlen vom 06. bis 09. Juni entgegen und fordert umfassende Tierschutzreformen im Bereich Lebendtiertransporte auf EU-Ebene.

In den vergangenen Jahren haben große tierproduzierende Länder wie Neuseeland gezeigt, dass mit einem gemeinsamen politischen Willen eine Veränderung und vor allem eine Verbesserung für Milliarden von Tieren möglich ist. Mit Australiens Exportverbot für Schafe ab 2028 und Großbritanniens Gesetz, den Export für Schlacht- und Mastzwecke zu verbieten, ist zu hoffen, dass sich die EU diese beiden Meilensteine zu Herzen nimmt und sich ebenfalls für eine positive Veränderung zugunsten sogenannter Nutztiere einsetzen wird.

„Die Wogen kritischer Gegenstimmen gingen erstmal hoch, als Australien das Exportverbot für Schafe ankündigte. Neben dem lange vorbereiteten Gesetz, den Export zu Schlacht- und Mastzwecken in Großbritannien zu unterbinden, ist es aber nicht minder bahnbrechend und aufs Äußerste zu begrüßen. Während Kritiker dieser für die EU-Wahlen so wegweisenden Entscheidungen von einem Markt sprechen, der noch nicht bereit für ein Ende der Lebendtierexporte sei, sehen wir, was mit einem gemeinsamen politischen Willen möglich ist. Wir brauchen ein Ende dieser grausamen Exporte lebender Tiere nun auch auf europäischer Ebene. Tiere sind fühlende Lebewesen. Das steht im krassen Gegensatz zu den momentanen Bedingungen.

In Deutschland fordern wir neben einem nationalen Verbot von Drittlandexporten von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, dass er sich auch auf EU-Ebene für ein solches Verbot stark macht."

Nadine Miesterek, Kampagnenverantwortliche für Tiertransporte bei VIER PFOTEN

EU: Es ist höchste Zeit, die qualvollen Transporte lebender Nutztiere zu beenden

1,5 Milliarden Geflügeltiere und 51 Millionen Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen werden jährlich innerhalb und außerhalb der Europäischen Union auf dem Straßen- und Seeweg transportiert. Nach Geflügel sind Schafe die am häufigsten exportierten Tiere in der EU. Fast alle Exporte dieser Tiere werden per Schiff verschickt, 96 Prozent davon in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Rumänien, Spanien und Portugal sind dabei die wichtigsten Exporteure. Diese Transporte sind nicht nur lang und kräftezehrend für die Tiere, sondern werden auch von häufigen tragischen Vorfällen begleitet, bei denen Tiere auf den Schiffen leiden und qualvoll verenden:

Im Jahr 2019 ertranken über 14.000 Schafe, als das Transportschiff Queen Hind vor der rumänischen Küste kenterte. Im Jahr 2021 mussten Tausende von Jungbullen notgetötet werden, nachdem die Schiffe Elbeik und Karim Allah monatelang auf dem Mittelmeer festsaßen. Im selben Jahr mussten achtzehn mit lebenden Tieren beladene Schiffe wegen einer Blockade des Suezkanals anhalten, sodass die Tiere noch länger unter eingeschränkten unhygienischen Bedingungen leiden mussten als ohnehin schon. In ihren Exkrementen sterbend, mit infizierten Wunden, unterernährt, dehydriert, gestresst, ohne Zugang zu frischer Luft - diese schrecklichen Vorfälle sind nur die Spitze des Eisbergs, aber sie werfen ein Licht auf die zahllosen Verstöße gegen den Tierschutz, die auf diesen Schiffen, die täglich die Europäische Union verlassen, geschehen.

„Wir hoffen, dass diese beiden Meilensteine gegen unnötiges Tierleid in Australien und Großbritannien einen Dominoeffekt auf die Entwicklungen in der Europäischen Union haben werden – dem weltweit größten Exporteur lebender Tiere – und diese daraus eine klare Aufforderung zum Handeln erkennt. VIER PFOTEN fordert das EU-Parlament und die EU-Mitgliedstaaten auf, den Vorschlag der Europäischen Kommission zum Transport zu ändern und ein Verbot der Ausfuhr lebender Tiere und des Transports auf dem Seeweg vorzuschlagen. Der Export von lebenden, fühlenden Lebewesen muss durch den Transport von Fleisch und genetischem Material ersetzt werden. Wenn die EU weltweit führend im Tierschutz sein will, ist es jetzt an der Zeit, dem Beispiel Australiens und Großbritanniens zu folgen", sagt Josef Pfabigan, Vorstandsvorsitzender von VIER PFOTEN.

Tiere können nicht wählen, EU-Bürgerinnen und -bürger schon

Milliarden von Tieren in der Europäischen Union leiden aufgrund von mangelndem Schutz und der Untätigkeit der EU. Die nächsten Europawahlen finden vom 06. bis 09. Juni statt und bieten die Chance, die Gesetze zu einem besseren Schutz von Nutztieren, beim Transport und bei der Schlachtung neu zu gestalten. VIER PFOTEN fordert die EU-Bürgerinnen und -bürger auf, ihre Stimme zu nutzen, um die Zukunft der Tiere in Europa mitzugestalten und den Kandidaten für die Wahlen zum Europäischen Parlament mitzuteilen, dass Tierschutz von weltweiter Bedeutung ist. Hier können Sie Kandidaten ermutigen, sich für den Schutz von Tieren einzusetzen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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