Aktionsbündnis demonstriert mit spektakulärer Aktion in Berlin 

Internationaler Tag gegen Tiertransporte: VIER PFOTEN fordert ein nationales Verbot von Langstreckentransporten

14.6.2023

Hamburg/Berlin, 14. Juni 2023 – VIER PFOTEN hat heute in Berlin zum internationalen Tag gegen Tiertransporte eine spektakuläre Aktion mit Organisationen des Tierschutznetzwerks Kräfte bündeln sowie des Bündnisses für Tierschutzpolitik durchgeführt. Beteiligt waren unter anderem die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, ProVieh, Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V., X Orga, Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa (PAKT), Bundesverband Tierschutz e.V. und animals – a crime. Als Rednerinnen sprachen außerdem Ina Latendorf MdB (Die Linke) und Zoe Mayer MdB (Bündnis 90/Die Grünen). Gemeinsam wurde ein aufmerksamkeitsstarkes Zeichen gegen grausame Tiertransporte gesetzt.

Die Aktion startete mittags vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und endete vor dem Brandenburger Tor am Pariser Platz. Dort wurde ein Kran aufgebaut, an dem ein vier Meter großes, lebensechtes 3D-Modell einer Kuh hing. Das Aktionsszenario bezieht sich auf Vorfälle im spanischen Hafen von Cartagena, wo im Frühjahr 2021 über 2.000 Rinder nach einer dreimonatigen Odyssee notgetötet werden mussten und soll auf das Leid der Tiere auf langen Drittlandexporten, insbesondere auf Schiffstransporten, aufmerksam machen. 

Die Tiere leiden auf den Transporten an Stress durch Hunger, Durst, Enge und Verletzungen. Nur wenige Transporte werden überprüft und außerhalb der EU gibt es überhaupt keine Kontrollen mehr. Dabei sind tierschutzrechtliche Verstöße an der Tagesordnung. Schiffstransporte sind besonders grausam, bei der Verladung erleiden Tiere immer wieder Knochenbrüche oder sie sterben bei den wochenlangen Überfahrten, Tierärzte sind nicht an Bord. Im Zielland angekommen, erwarten die Tiere ungeeignete Haltungs- und grausame Schlachtbedingungen ohne jegliche Betäubung.

„Wir sind geschockt, über die Gleichgültigkeit, mit der diese Tierquälerei seit Jahrzehnten bis heute geduldet wird. Sie ist mit nichts zu rechtfertigen und nicht zu entschuldigen. Lebendtierexporte sind Unrecht und müssen endlich aufhören.“ 

Ina Müller-Arnke Expertin für Tiertransporte bei VIER PFOTEN

Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung bei VIER PFOTEN Deutschland, forderte in seiner Rede Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zum Handeln auf: „Inzwischen gibt es mehrere Rechtsgutachten, die bestätigen, dass ein bundesweites Verbot solcher Drittlandexporte durch eine Rechtsverordnung möglich ist. Außerdem ermöglicht die aktuelle Überarbeitung des Tierschutzgesetzes, ein Verbot solcher Transporte direkt im Gesetz zu verankern. Wir fordern von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir: Beenden Sie diese grausamen Tiertransporte in Drittländer endlich durch ein bundesweites Verbot!“

Ina Latendorf MdB, Sprecherin für Tierschutz der Linken im Bundestag, kritisierte die Bundesregierung: „Die Regierung mit dem grünen Tierschutzminister Cem Özdemir behauptet, eine nationale Regelung sei nicht möglich: aus handelsrechtlichen Gründen. Ja, genau das wollen wir doch, den Handel mit diesen gepeinigten Kreaturen unterbinden! Da fängt das Problem doch an: dass man lebende Tiere wie Waren behandelt. Tiere sind doch keine Backsteine oder Schrauben!“

Zoe Mayer MdB, Berichterstatterin für Tierschutz der Grünen im Bundestag, sagte über die Bestrebungen ihrer Partei:. „Unser Bundesminister Cem Özdemir setzt sich auf EU-Ebene ein, einheitliche EU-Regelungen dahingehend zu erreichen, dass wir keine EU-Exporte von Lebendtieren mehr in Drittstaaten haben und dass wir die Transportdauern innerhalb der EU massiv verkürzen. Auf Bundesebene werden wir das Thema Tiertransporte mit der Novelle des Tierschutzgesetzes aufgreifen und uns dafür einsetzen, eine zeitliche Obergrenze für die Tiertransporte zu erreichen."

Femke Hustert, Leiterin der Hauptstadtrepräsentanz von VIER PFOTEN Deutschland, verwies auf die deutsche Vorreiterrolle für eine EU-weite Lösung: „Nur wenn es Mitgliedstaaten gibt, die bereits ein nationales Verbot umgesetzt haben, wird ein EU-weites Verbot wahrscheinlich.“

Nadine Miesterek, Kampagnenverantwortliche für den Bereich Tiertransporte bei VIER PFOTEN Deutschland, kündigte in ihrer Rede weitere Maßnahmen an: „Wir haben immer wieder Briefe geschrieben – leider haben wir nie eine Antwort von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir oder aus seinem Haus erhalten. Deshalb werden wir ab kommenden Mittwoch, den 21. Juni 2023 mit dem Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln regelmäßig eine Mahnwache vor dem Ministerium abhalten, um auf das Leid der Tiere auf den grausamen Drittlandexporten aufmerksam zu machen. Wir werden uns dort an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat einfinden, bis diese furchtbaren Transporte endlich verboten werden.“

Forderungen von VIER PFOTEN an die Bundes- und EU-Politik

VIER PFOTEN fordert ein nationales Verbot von Langstreckentransporten und Transporten lebender Tiere in Drittländer. Mehrere Rechtsgutachten belegen, dass ein nationales Drittlandexportverbot möglich ist, darunter eines vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages. Auch die aktuelle Überarbeitung des Tierschutzgesetzes würde es ermöglichen, ein Verbot solcher Transporte direkt im Gesetz zu verankern. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir selbst hat im Rat für Landwirtschaft und Fischerei deutliche Verbesserungen für Tiertransporte gefordert. Deutschland muss vorangehen und zeigen, dass diese Verbesserungen hierzulande umsetzbar und gewollt sind. Die Bundesregierung muss sich auch auf EU-Ebene weiter für ein EU-weites Verbot dieser Transporte einsetzen.

Hintergrund: Internationaler Tag gegen Tiertransporte

2015 wurden 13.000 Schafe in Rumänien auf ein Frachtschiff verladen und über Jordanien nach Somalia transportiert. Bei der Ankunft in Jordanien waren bereits über 5.000 der Tiere verhungert, verdurstet oder an Schwäche gestorben. Aus Angst vor Krankheiten durfte das Schiff in verschiedenen Häfen nicht anlegen. Als das Schiff nach einer Irrfahrt schließlich am 14. Juni 2015 in Somalia anlegte, waren alle 13.000 Schafe verendet. Aus diesem Grund findet am 14. Juni der Internationale Tag gegen Tiertransporte statt.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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