Kabinettssitzung: Kükentöten soll verboten werden – doch das Leiden geht weiter 

System-Problem der Hochleistungszucht bleibt, stärkere Förderung tierschutzgerechter Alternativen nötig

19.1.2021

Hamburg, 19. Januar 2021 – Morgen beschließt das Kabinett den Gesetzesentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Verbot des Tötens männlicher Küken. Dazu kommentiert Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin VIER PFOTEN Deutschland:

„45 Millionen männliche Küken werden in Deutschland von der Eierindustrie jährlich getötet. Alleiniger Grund: Mit diesen 45 Millionen fühlenden Lebewesen lässt sich kein Profit machen.“

Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin VIER PFOTEN Deutschland

„Ab 2022 soll Schluss damit sein. Das ist zwar eine gute Nachricht, doch es gibt keinen Grund, Bundesministerin Julia Klöckner für dieses viel zu späte Verbot zu applaudieren. Immerhin sollte das Kükentöten schon Ende 2019 Geschichte sein, so steht es im Koalitionsvertrag.

Auch wird mit der von Klöckner favorisierten Methode der Geschlechtsbestimmung im Ei nicht das systemimmanente Problem der Hochleistungszucht gelöst: Die einzig auf das Eierlegen gezüchteten Turbo-Legehennen leiden unter Knochenschwund, -brüchen; Brustbeinveränderungen und Erkrankungen des Legeapparats. Mit der technischen Selektions-Methode bleiben männliche Küken weiterhin Abfallprodukte der Geflügelwirtschaft – sie werden lediglich schon als Embryonen am neunten bzw. 14. Bruttag entsorgt, obwohl eine Empfindungsfähigkeit bereits ab dem siebten Tag nachgewiesen ist. Doch dem soll erst ab 2024 Rechnung getragen werden.

Eine ethisch vertretbarere Lösung, die Tiere als Lebewesen anerkennt, statt sie zu ,Hochleistungsmachinen‘ zu degradieren, steht mit dem Zweinutzungshuhn schon längst zur Verfügung. Diese Zuchtlinien eignen sich sowohl zur Mast als auch zum Eierlegen, sind weniger anfällig für Krankheiten und sollten als echte tierschutzgerechte Alternative zum Massentöten jetzt vom Bundeslandwirtschaftsministerium umso stärker gefördert werden. Sowohl Politik als auch die Geflügel-Branche müssen sich endlich der System-Frage stellen. Damit wäre Deutschland wirklich Vorreiter im Tierschutz.“

VIER PFOTEN fordert:

  • die Etablierung des Zweinutzungshuhns in Deutschland und auf EU-Ebene
  • die Aufzucht der Bruderhähne als Übergangslösung bis zur flächendeckenden Etablierung des Zweinutzungshuhns
  • eine generelle Abkehr vom Weg der Geschlechtsbestimmung im Ei und Beseitigung systembedingter Ursachen des Kükentötens
  • Sicherstellung tiergerechter Haltungs- Transport- und Schlachtbedingungen, sowohl auf nationaler als auch auf
    EU-Ebene
  • Maßnahmen zur Reduktion des Konsums von Ei- und Hühnerfleischprodukten, Förderung von nicht tierischen Alternativen

Weitere Informationen zum Thema Kükentöten finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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