Nach Strafanzeige wegen des Verdachts der Tierquälerei

Verantwortliche aus niedersächsischem Schlachtbetrieb müssen 3.000 Euro zahlen

28.2.2023

Hamburg, 28. Februar 2023 Nachdem VIER PFOTEN im Oktober 2021 einen Geflügelschlachthof im niedersächsischen Barnstorf wegen des Verdachts der Tierquälerei angezeigt hatte, müssen die Verantwortlichen nun insgesamt 3.000 Euro an die Staatsanwaltschaft Oldenburg zahlen, damit es nicht zur Anklage kommt. Nach Einschätzung der globalen Tierschutzstiftung gibt die Staatsanwaltschaft damit zumindest zu erkennen, dass ihre Ermittlungen die Vorwürfe von VIER PFOTEN bestätigt haben. Dennoch wäre nach Einschätzung von VIER PFOTEN eine Anklage vor Gericht vermutlich wirksamer.

Die globale Tierschutzstiftung hatte 2021 Strafanzeige erstattet, nachdem ihr Videoaufnahmen zugespielt worden waren, die ihrer Einschätzung nach tierquälerische Zustände auf dem Schlachthof im Landkreis Diepholz dokumentierten. Auf dem Video des Schlachtbetriebs ist zu sehen, wie Mitarbeiter mit Metallstangen auf zur Schlachtung vorgesehene Legehennen einschlagen und nicht eingreifen, als ein Hund Hühner minutenlang augenscheinlich zu Tode hetzt. Die Tiere waren zuvor aus einem auf der Anlage stundenlang abgestellten Tiertransporter entkommen.

„Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Oldenburg zeigt, dass Tierquäler nicht ungestraft davonkommen. Auch wenn wir die Geldauflage als nicht annähernd angemessen empfinden und erwartet hätten, dass es zur Anklage vor Gericht kommt, ist dies ein Teilerfolg für den Tierschutz. Denn die Staatsanwaltschaft lässt zumindest erkennen, dass sie von einem Tierschutzvergehen ausgeht und die Verantwortlichen nicht für unschuldig hält.

Die auf den Aufnahmen zu hörenden panischen Schmerzensschreie der Legehennen, die minutenlang vergebens versuchen, dem Hund zu entkommen, sind schwer zu ertragen. Immer wieder werden Tiere von dem Hund gehetzt, gebissen und vermutlich letztlich getötet – der Überlebenskampf dauert quälend lange. Schlachthofmitarbeiter betrachten die Szenen derweil ungerührt, um sich die augenscheinlich toten oder schwer verletzten Tiere am Ende vom Hund bringen zu lassen. Bei der scheinbar routinierten Hetzjagd drängt sich der Verdacht auf, dass der Hund das nicht zum ersten Mal gemacht hatte. Die Aufnahmen führen vor Augen, wie grausam Menschen sogenannte Nutztiere in Deutschland behandeln. Tierquälerei ist Alltag. Das tolerieren wir nicht, sondern werden weiterhin dafür sorgen, dass auch zukünftig solche Missstände an die Öffentlichkeit gelangen.

Unser Appell an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir lautet: Wir brauchen strengere Gesetze, mehr und effizientere Kontrollen sowie härtere Strafen."

Ina Müller-Arnke, Expertin für Tiere in der Landwirtschaft bei
VIER PFOTEN

Hintergrund:

Tiertransporte sind insbesondere für ausgediente Legehennen eine Qual. Diese Tiere haben keinen ökonomischen Wert mehr, sie leiden extrem und viele sterben noch während des Transports an Überhitzung, Sauerstoffmangel oder Verletzungen. Lange Transportzeiten und zusätzliche Standzeiten am Schlachthof selbst führen regelmäßig zu zahlreichen verendeten Tieren, die einfach in Kauf genommen werden.

Die Forderungen von VIER PFOTEN zum Transport von Geflügeltieren:

  • EU-weite maximale Transportzeit für Geflügel von vier Stunden
  • Maximale Verweildauer in den Transportkisten von sechs Stunden
  • Verbot von Transporten von Legehennen am Ende der Nutzung bei Außentemperaturen <15°C oder >25°C
  • Verbot aller anderen Geflügeltransporte bei Außentemperaturen von <5°C oder >25°C
  • Verpflichtende Ausstattung mit Navigationsgeräten und Temperaturmessgeräten (Thermometer und Hygrometer) aller Transportfahrzeuge
  • Strengere Kontrollen und Sanktionen

Weitere Informationen zu einer Petition zur Beendigung der Massentierhaltung finden Sie hier.

Informationen zu den Problemen bei Tiertransporten finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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