Europäische Kommission in Brüssel

Statement: Entwurf der EU-Kommission zu tierschutzrelevanten Themen 

Kritik von VIER PFOTEN bei Lebendtiertransporten: nur marginale Schönheitskorrekturen / einzig wirksamer Schutz für die Tiere ist ein Verbot jeglicher Langstreckentransporte in Drittländer 

7.12.2023

Hamburg, 7. Dezember 2023 Heute hat die Europäische Kommission ihren mit Spannung erwarteten Vorschlag für neue Vorlagen für Lebendtiertransporte veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es weitere tierschutzrelevante Neuigkeiten von der Kommission, die auch einen zusätzlichen Vorschlag für eine Verordnung über Heimtiere sowie ihre Antwort auf die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Pelzfreies Europa" veröffentlichte.

VIER PFOTEN zu Lebendtiertransporten:

„Der EU-Gesetzentwurf greift viel zu kurz, deswegen sind Nachbesserungen dringend nötig. Das gilt vor allem für die Bereiche Schiffstransporte und Transporte in Drittstaaten. Denn ein Verbot dieser besonders tierquälerischen Transporte ist im Entwurf nicht vorgesehen. Stattdessen werden dort nur marginale Schönheitskorrekturen vorgenommen, die sich nicht mit dem Kern des Problems auseinandersetzen, sondern die Tiere weiter leiden lassen. So werden beispielsweise die grausamen Schiffstransporte immer noch als ‚Pausenzeit‘ gerechnet, was bedeutet, dass Tiere weiterhin zeitlich unbegrenzt auf Schiffen über See transportiert werden dürfen. Die Tiertransport-Skandale mit massivem Tierleid der vergangenen Jahrzehnte haben jedoch eines gezeigt: Der einzig wirksame Schutz für die Tiere ist ein Verbot jeglicher Langstreckentransporte in Drittländer. Ohne ein solches Verbot wird sich für die Tiere so gut wie nichts ändern. Wir sehen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in der Verantwortung, sich im EU-Rat mehr denn je für wirkliche Verbesserungen im Tierschutz bei Lebendtiertransporten stark zu machen und sich sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene für ein Verbot dieser grausamen Exporte einzusetzen." 

Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland

Koordinierter Kontrollplan der EU zum Online-Verkauf von Heimtieren

VIER PFOTEN begrüßt die vorgeschlagene Verordnung, die sich mit den schwerwiegenden Problemen im Zusammenhang mit dem illegalen Heimtierhandel auseinandersetzt. Der Handel ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Auch die Absicht der EU, ein automatisiertes System zur Überprüfung der Herkunft von Hunden und Katzen auf Online-Plattformen einzuführen, ist anerkennenswert. Dies könnte zu einem verbesserten Verbraucherschutz und einer erleichterten Rückverfolgung für Behörden führen. Diese wichtigen Schritte könnten Gesetzeslücken schließen, die den illegalen Handel ermöglichen.

VIER PFOTEN ist seit 2007 auch in Brüssel tätig und hatte seither unter anderem diesen Erfolg zum Ziel. Die Recherchen von VIER PFOTEN, die in den heute veröffentlichten Bericht der Europäischen Kommission über den koordinierten Kontrollplan eingeflossen sind, zeigen, dass der Heimtiermarkt von illegalen Vermehrer:innen durchsetzt ist, die in organisierten kriminellen Netzwerken arbeiten. Neben den schwerwiegenden Tierschutzproblemen, zeigt der Bericht auch die Auswirkungen auf den Binnenmarkt und die Gesundheitsrisiken auf, die dieser Handel mit sich bringt. Getarnt als nichtkommerzieller Verkauf von Heimtieren werden ständig Tiere in die EU eingeführt, illegal und oft anonym auf Online-Plattformen verkauft.

Dies spiegelt sich auch in den aktuellen  Zahlen des illegalen Welpenhandels wider. Unsere Untersuchungen zeigen, dass dieser grausame Handel weiterhin gängige Praxis ist, Grenzen überschreitet und Gesetze bricht. Der Handel missbraucht Tiere mit grausamen Vermehrungsmethoden und bringt sehr oft kranke Welpen hervor. Er verursacht auch für die Menschen große emotionale und finanzielle Belastungen. „Trotz der positiven Entwicklungen auf EU-Ebene ist es entscheidend, auch auf nationaler Ebene Regelungen zu schaffen. Deutschland hat bisher keine bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen, was das Land in der EU zum Schlusslicht macht.  In der aktuellen Novellierung des Tierschutzgesetzes hat die Bundesregierung nun die Möglichkeit, dies zu ändern, eine entsprechende Pflicht einzuführen und für mehr Transparenz über die Herkunft der Tiere zu sagen. Dies sehen wir als Grundbaustein, um dem unkontrollierten Handel ein Ende zu setzen“, sagt Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche bei VIER PFOTEN.

Den VIER PFOTEN Bericht „Puppy Scammers“ finden Sie hier  und weitere Informationen über den illegalen Welpenhandel hier.

Antwort der EU Kommission auf die EBI „Pelzfreies Europa"

„Die Kommission hat nun klargestellt, dass sie einem EU-weiten Verbot der Haltung und Tötung von Tieren zur Pelzgewinnung offen gegenübersteht, bis ein Gutachten der EFSA vorliegt. Wir begrüßen diesen Schritt und sind zuversichtlich, dass ein unabhängiges wissenschaftliches Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu dem Schluss kommen wird, dass die derzeitigen Haltungssysteme in Pelzfarmen nicht mit dem Tierschutz vereinbar sind. Darüber hinaus möchten wir betonen, wie wichtig es ist, das Inverkehrbringen von Zuchtpelzen auf dem EU-Markt zu verbieten. Wenn die EU die Pelzproduktion verbieten will, darf sie auch keine Pelze aus anderen Ländern akzeptieren.

Unzählige wissenschaftliche Studien haben bereits gezeigt, dass das Wohlergehen von Tieren, die zur Pelzgewinnung gezüchtet werden, unter allen Umständen stark beeinträchtigt ist. Hohe Tierschutzstandards in Pelzfarmen gibt es einfach nicht. Im neuen Jahr werden wir diesen Prozess weiter beobachten und uns dafür einsetzen, dass die Kommission im Sinne von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern handelt", sagt Thomas Pietsch, Leiter des Bereichs für Wildtiere in der Unterhaltungs- und Textilindustrie bei VIER PFOTEN.

Weitere Informationen über die Fur Free Europe ECI finden Sie hier.

Tobias Udave

Pressesprecher für Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

Jetzt Teilen!

Suche