Aktionstag in Aurich gegen Lebendtiertransporte

Deutschland muss sich gegen Tiertransporte stark machen 

29.4.2023

Hamburg / Aurich, 29. April 2023 – VIER PFOTEN demonstriert am heutigen Samstag als Teil des Aktionsbündnisses „Tiertransporte sofort stoppen!“ im niedersächsischen Aurich und setzt ein Zeichen gegen grausame Tiertransporte. Vor Ort sind heute rund 200 Teilnehmer:innen. Initiatorin ist die Gruppe „Ostfriesen gegen Tierleid“. Der Demonstrationszug zieht mit Trommeln, Schildern, Bannern, Trillerpfeifen und Megafonen durch die Innenstadt. Von der Auricher Tiersammelstelle VOST gehen jährlich Hunderte Lebendtiertransporte in andere EU-Länder und Drittstaaten. Neben der Demonstration gibt es auch Redebeiträge und eine Menschenkette.

„Sie rollen und rollen und rollen unaufhaltsam Richtung Tierleid und Tod: Doch trotz jahrzehntelanger Proteste von Tierschützerinnen und Tierschützern werden noch immer täglich Tausende lebende Tiere grenzüberschreitend innerhalb der EU sowie aus der EU in Drittstaaten transportiert. Deutschland hat einen großen Anteil an dieser Industrie. Unangefochtener Spitzenreiter bei den Lebendtiertransporten ist hierzulande Niedersachsen: Allein 2022 exportierte Niedersachsen noch rund 7.500 Rinder nach Ägypten und Marokko. Das sind 87% der deutschen Lebendtierexporte in Drittländer. Der Landkreis Aurich spielt eine besonders unrühmliche Rolle. Denn insbesondere Aurich hat in den vergangenen Jahren immer wieder tierschutzkritische Transporte zugelassen. Die Tiere leiden auf den Transporten an Stress durch Hunger, Durst, Enge und Verletzungen. Langstreckentransporte, Transporte von nicht abgesetzten Jungtieren, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind und Schiffstransporte sind besonders grausam. Nur wenige Transporte werden überprüft und außerhalb der EU gibt es überhaupt keine Kontrollen mehr. Dabei sind tierschutzrechtliche Verstöße an der Tagesordnung. Trotz vielfacher Belege, dass die Bedingungen für Tiere unhaltbar sind, werden noch immer grausame Tiertransporte von deutschen Behörden genehmigt.

Es ist Aufgabe der Politik, das Wohl der Tiere endlich über den Profit zu stellen und grausame Tiertransporte zu stoppen. Wir fordern als ersten Schritt ein nationales Verbot von Langstreckentransporten und Transporten lebender Tiere in Drittländer. Mehrere Rechtsgutachten belegen, dass ein nationales Drittlandexportverbot möglich ist, darunter eines vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat selber im Rat für Landwirtschaft und Fischerei (Agrifish) deutliche Verbesserungen für Tiertransporte gefordert. Jetzt muss Deutschland mit einem nationalen Verbot vorangehen und zeigen, dass diese Verbesserungen in Deutschland umsetzbar und gewollt sind. Nur wenn einzelne Mitgliedstaaten bereits ein Drittlandexportverbot umsetzen, wird auch ein Verbot auf EU-Ebene wahrscheinlicher. Die Bundesregierung muss sich parallel dazu auf EU-Ebene weiter für ein EU-weites Verbot dieser Transporte einsetzen. Die Stimme Deutschlands hat hier ein starkes Gewicht und wird bei der bevorstehenden Revision der EU-Transportverordnung von großer Bedeutung sein."

Ina Müller-Arnke, Expertin für Tiere in der Landwirtschaft bei VIER PFOTEN

Interviewmöglichkeit VIER PFOTEN

Wann: Samstag, 29. April 2022, ab 10:30 Uhr
Wo: Vor der Sparkassenarena, Emder Str. 4, 26603 Aurich
Interviewpartnerinnen: Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN und Nadine Miesterek, Kampagnenverantwortliche für Tiertransporte bei VIER PFOTEN

Programm

Treffpunkt: 10:30 Uhr an der Sparkassenarena Aurich
Demonstration: 11:00 bis 13:00 Uhr
Menschenkette: 14:00 Uhr Tiersammelstelle VOSt, Aurich Schirum
Veranstaltungsende: 15:15 Uhr

Redebeiträge

  • Ina Müller-Arnke und Nadine Miesterek von der Organisation (VIER PFOTEN Stiftung für Tierschutz)
  • Dieter Ruhnke (Deutscher Tierschutzbund Landesverband Niedersachsen e.V.)

Hintergrund

Der Landkreis Aurich steht seit Jahren in der Kritik, da von dort aus besonders viele Rinderexporte in Drittländer genehmigt werden. Der VOSt (Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter) transportiert jährlich 6000 bis 8000 Rinder, oft genug in Drittstaaten wie z.B. Marokko. Auf Kosten der Tiere erwirtschaftete das Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 jeweils einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro. Tiere, meist sehr junge Rinder, werden über lange Strecken, zum Teil über Tage und oft auch per Schiff, unter leidvollen Bedingungen in Länder exportiert, in denen sie noch weniger Rechte und Schutz haben und unter noch qualvolleren Bedingungen leben und sterben müssen als innerhalb der EU.

Forderungen von VIER PFOTEN

Die globale Stiftung für Tierschutz fordert als ersten Schritt ein bundesweites Verbot von Langstreckentransporten und Transporten lebender Tiere in Drittländer. Die Bundesregierung muss sich auf EU-Ebene zudem für ein EU-weites Verbot dieser Transporte einsetzen. Die Stimme Deutschlands wird bei der bevorstehenden Revision der EU-Transportverordnung von großer Bedeutung sein.

Bundes- und EU-weit sollte außerdem gelten:

  • Kein Transport von nicht abgesetzten Tieren, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind
  • Maximal vier Stunden für alle Tiere innerhalb Deutschlands sowie generell für Geflügel und Kaninchen
  • Maximal acht Stunden für alle anderen Tierarten unabhängig vom Zielland
  • Verbot des Transports lebender Tiere auf Schiffen
  • Verbot des Transports bei zu erwartenden Außentemperaturen von über 25 Grad Celsius und unter 5 Grad Celsius
    • Für Legehennen: Unter 15 Grad Celsius und über 25 Grad Celsius Außentemperatur
    • Für Kaninchen: Unter 5 Grad Celsius und über 20 Grad Celsius Außentemperatur
    • Für Kühe während der Laktationsperiode: Unter 5 Grad Celsius und über 15 Grad Celsius Außentemperatur
  • Transport von Fleisch und Zuchtsamen statt lebender Tiere

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.
 

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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