Ratgeber: Tierkind gefunden – was tun?

VIER PFOTEN empfiehlt für diesen Fall, die nächstliegende Wildtierstation zu kontaktieren und sich den Rat der Experten einzuholen. Keinesfalls sollte ein Tierkind jedoch unbedacht mitgenommen werden.

18.4.2018

Hamburg, 18. April 2018 – Frühlingszeit ist Jungtierzeit. Überall lassen sich jetzt Elterntiere mit ihrem Nachwuchs beobachten. Umso größer ist die Sorge, wenn ein Tierkind ohne seine Versorger aufgefunden wird. Besorgte Tierliebhaber neigen dazu, den Findling mitzunehmen, um ihn vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren. „Meist ein fataler Fehler“, sagt VIER PFOTEN Wildtier-Experte Christian Erdmann und gibt Tipps, wie man sich beim Fund eines Tierkindes verhalten sollte.

Manche Tierarten sind schon früh im Jahr mit ihrer Nachzucht beschäftigt. Feldhasen sind die Ersten, die Nachwuchs bekommen. Schon ab Januar werden die Junghasen in die sogenannte Sasse gesetzt.

Findelkinder: Beobachten, aber nicht anfassen

„Wenn Sie solch einen kleinen Hasen sehen, halten Sie Abstand. Sie werden von ihren Müttern oft viele Stunden alleine gelassen und nur zum Säugen aufgesucht. Zufällig entdeckte kleine Feldhasen sind also noch lange keine Waisenkinder. Gleiches gilt für Rehkitze. Wer eines findet, darf es in keinem Fall anfassen! Rehkitze kommen nahezu ohne eigenen Körpergeruch auf die Welt. Das schützt sie davor, dass Fressfeinde ihre Witterung aufnehmen“

Christian Erdmann, Geschäftsführer der Wildtierstation Hamburg und VIER PFOTEN Wildtier-Experte

Hunde bitte an die Leine
Hunde sollten im Frühling immer an der Leine laufen. Denn, während junge Hasen oder Rehkitze auf den ersten Blick für Spaziergänger nicht zu erkennen sind, spüren freilaufende Hunde die schutzlosen Jungtiere schnell auf. Selbst Katzen erbeuten mitunter junge Feldhasen und bringen diese mit nach Hause.

„Lebt der Hase noch, muss er sofort zum Tierarzt, um mit Antibiotika behandelt zu werden, denn Katzenspeichel ist hochinfektiös“

Christian Erdmann

Wildtierstationen nehmen die Tiere zur weiteren Pflege gerne auf.

Ein früher Start ins Leben birgt Gefahren
Auch Eichhörnchen bringen bereits Ende Februar ihre Jungen in ihren Nestern, oben in den Bäumen, zur Welt. Christian Erdmann bittet vor allem Gartenbesitzer, die im Frühling einen Baum fällen, um Vorsicht.

„Wenn Sie einen solchen Kobel entdeckt haben, sollten Sie der Eichhörnchenmutter die Chance geben, ihre hoffentlich unversehrten Junghörnchen zu holen, um sie in ein Ersatznest zu bringen. Das kann Stunden dauern. Halten Sie daher Katzen fern und beobachten Sie aus sicherer Entfernung.“

Christian Erdmann

Sollte ein Jungvogel aus dem Nest gefallen sein, muss das Tier zurückgesetzt werden. Manche Vögel, darunter junge Amseln, verlassen noch flugunfähig das Nest, weil es zu eng wird und Beutegreifer nicht alle Jungen an einem Platz finden sollen. Also verteilen die jungen Amseln sich im Garten und werden von den Eltern weiterversorgt.

Jungvögel in Sicherheit bringen
Wenn Vogeleltern einen Balkon als Kinderstube für den Nachwuchs auserkoren haben, dürfen sich dessen Besitzer auf Tierbeobachtungen aus nächster Nähe freuen.

„Ich rate dazu, den Balkon weiter zu benutzen. Die Vögel kennen meist die Aktivitäten auf dem Balkon und sind daran gewöhnt. Ein gewisser Abstand reicht“

Christian Erdmann

„Solche Jungvögel kann man ohne Probleme umsetzen bzw. anfassen. Die Eltern nehmen sie in jedem Fall wieder an“

Christian Erdmann

Tierkind gefunden – VIER PFOTEN empfiehlt für diesen Fall, die nächstliegende Wildtierstation zu kontaktieren und sich den Rat der Experten einzuholen. Keinesfalls sollte ein Tierkind jedoch unbedacht mitgenommen werden.

Weitere Informationen zu der Wildtierstation Hamburg finden sie  hier.

Gern vermitteln wir Ihnen ein Interview mit Christian Erdmann,  Leiter der Wildtierstation Hamburg und Wildtier-Experte von VIER PFOTEN.

Druckfähige Fotos und sendefähiges Videomaterial stellen wir Ihnen gern auf Anfrage zur Verfügung.

 

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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