
Eingriffe bei Puten
Puten werden verstümmelt, um sie an mangelhafte landwirtschaftliche Haltungsbedingungen anzupassen.
Puten in der Landwirtschaft werden mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigere tierische Produkte.






*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid! Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Außerhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden.
Schnabelkürzen
- Zweck: Verringerung der Verletzungen von Tieren bei Kämpfen und die Verhinderung des gegenseitigen Federpickens.
- Verfahren: Die Vögel werden fixiert, und ihre Schnäbel werden mit einem heißen Laser (Infrarot) abgeschnitten. Dies geschieht ohne Betäubung, obwohl es sehr schmerzhaft ist, da dieser Teil des Oberschnabels mit Nerven durchzogen und sehr empfindlich ist.
- Informationen: Das Kürzen des Schnabels ist für das Tier sehr schmerzhaft, da der Schnabel das empfindlichste Körperteil eines Vogels ist und für viele natürliche Verhaltensweisen benötigt wird. Er ist mit den menschlichen Fingerspitzen vergleichbar. Die Amputation bedeutet einen Verlust der Fähigkeit, mit der Umwelt und den Artgenossen zurechtzukommen. Auch das natürliche Komfortverhalten kann nicht mehr wie zuvor ausgeführt werden. Außerdem können im verbleibenden Schnabel Neurome auftreten, die Schmerzen oder eine Nervenüberempfindlichkeit (die als elektrischer Schock nach Kontakt mit dem entsprechenden Bereich wahrgenommen wird) verursachen. Jeder Kontakt, den ein Vogel mit dem Schnabel hat, z. B. bei der Futteraufnahme, geht somit mit einem negativen Reiz einher.1,2 Der Vogel verliert zudem seine Integrität und sein Wohlbefinden, wenn er an das Haltungssystem angepasst wird.3 Würden die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst (z. B. durch das Angebot von Weideflächen im Freien, artgemäße Strukturen, mehr Platz und begrenzte Gruppengrößen), bestünde keine Notwendigkeit zum Schnabelkürzen.
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens. Schnabelkürzen ist eine Verstümmelung, die von der Industrie als notwendig erachtet wird, um negative Auswirkungen von unangemessenen Haltungsbedingungen wie z.B. das Federpicken abzumildern, anstatt die Haltungsbedingungen an die Tiere anzupassen. Schnabelkürzen jeglicher Art sollte nicht erlaubt und nicht durchgeführt werden.
Amputationen von Sporen, Krallen, Zehen und Flügelgelenken*
- Zweck: Um zu verhindern, dass sich die Tiere bei Kämpfen selbst oder gegenseitig verletzen, und um sie an das Haltungssystem anzupassen.
- Verfahren: Es gibt viele verschiedene Amputationen, die an den Tieren vorgenommen werden3,4,5,6:
- Krallenentfernung*: Entfernen der Krallen.
- Zehenentfernung*: Entfernen von Teilen der Zehen inklusive der Krallen.
- Pinioning*: Abschneiden des hintersten Flügelgelenks oder des „Daumens“ von Geflügeltieren, wodurch diese dauerhaft am Fliegen gehindert werden.
- Sporenentfernung*: Abschneiden der Sporen bei männlichen Tieren.
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie der Entfernung von Zehen, Krallen, Kämmen und Sporen eines Truthahns. Die Haltungsbedingungen sollten den Tieren angepasst werden, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, ihnen mehr Platz zu bieten und so Verletzungen zu vermeiden.
Amputation des Hautlappens*
- Zweck: Verringerung von Verletzungen und/oder Erfrierungen durch Kälte. Bei manchen Vögeln kann der Hautlappen so groß werden, dass er das Tier an der Futteraufnahme hindert.
- Verfahren: Bei dieser Prozedur wird mit einer Schere der Hautlappen abgeschnitten. Die Wunde bleibt offen und in den meisten Fällen wird auf die Gabe von Schmerzmitteln verzichtet. Diese Amputation wird sowohl bei Eintagsküken als auch bei schon älteren Tieren durchgeführt (in DE verboten).
- Weitere Eingriffe sind das Entfernen der Kämme/Karunkel* (Hautteile auf dem Kopf der Tiere) oder des Schnabelanhängsels* (6‒8cm langer lappenartiger Fortsatz der über dem Schnabel entspringt; auch Snood aus dem Englischen.)
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie die Amputationen von Hautpartien an Kopf und Hals der Truthähne in allen Ländern. Die Haltungsbedingungen sollten den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden, dazu gehören z. B. mehr Platz, Stallstruktur und Auslauf im Freien, um so Verletzungen zu vermeiden.
Forderungen von VIER PFOTEN zu Eingriffen bei Puten:
- Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens in Deutschland und anderen Ländern.
- Ein generelles Verbot in allen Ländern von Verstümmelungen wie dem Entfernen der Sporen, Krallen, Zehen oder Flügelgelenke.
- Ein generelles Verbot in allen Ländern von Verstümmelungen wie der Amputation des Hautlappens oder des Schnabelanhängsels.
- Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursachen zu beseitigen - das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum!
Quellenverweis
2. Glatz P, Rodda B. Turkey farming: Welfare and husbandry issues. African Journal of Agricultural Research. 2013;8(48):6149–6163. doi:10.5897/AJAR12.034
3. Mutilations in poultry in European poultry production systems. Lohmann Breeders. [accessed 2025 Apr 4]. https://lohmann-breeders.com/de/lohmanninfo/mutilations-in-poultry-in-european-poultry-production-systems/
4. Fournier J et al. The effect of toe trimming on behavior, mobility, toe length and other indicators of welfare in tom turkeys. Poultry Science. 2015;94(7):1446–1453. https://doi.org/10.3382/ps/pev112
5. Authority (EFSA) EFS et al. The practice of mutilations in turkeys (Meleagris gallopavo gallopavo): exercise of the EFSA Networks on Animal Welfare. EFSA Supporting Publications. 2024;21(12):9138E. https://doi.org/10.2903/sp.efsa.2024.EN-9138