
Eingriffe bei Wassergeflügel
Gänse und Enten werden häufig verstümmelt, um sie an mangelhafte landwirtschaftliche Haltungsbedingungen anzupassen.
Wassergeflügel wird in vielen Ländern der Welt mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigere tierische Produkte und Textilien. Durch Importe gelangen diese mit Tierleid behafteten Produkte auf den deutschen Markt, auch wenn Eingriffe an Enten und Gänsen in Deutschland verboten bzw. nur mit Ausnahmegenehmigungen durchführbar sind.








*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid! Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Außerhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden. Die orange dargestellten Eingriffe werden in Deutschland nicht praktiziert.
Schnabelkürzen*
- Zweck: Verringerung der gegenseitigen Verletzung von Tieren (z. B. bei Rangkämpfen oder durch hacken/picken).
- Verfahren: Zum Kürzen der Schnäbel von Wassergeflügel werden verschiedene Methoden angewandt. Kaltes Schneiden mit einer Schere, Aufsägen des Schnabels mit einer elektrisch betriebenen Klinge oder das Kürzen des Schnabels mit einer heißen Klinge1. (In DE verboten, durch Import gelangen aber Produkte, die mit solchem Tierleid behaftet sind, auf den deutschen Markt.)
- Informationen: Der Schnabel der Vögel ist von Natur aus scharf, damit sie ihre Nahrung picken und Gegenstände bearbeiten können. Es hängt von Art und Umfang der Schnabelkürzung ab, wie stark dieses natürliche Verhalten eingeschränkt wird. In den meisten Fällen wird der Oberschnabel gekürzt. Das ist für das Tier sehr schmerzhaft, da der Schnabel das empfindlichste Körperteil eines Vogels und mit den menschlichen Fingerspitzen vergleichbar ist. Die Amputation bedeutet einen Verlust der Fähigkeit, artgemäße Verhaltensweisen wie z. B. Nahrungssuche, Nahrungsaufnahme, Gefiederpflege etc. auszuführen. Auch das natürliche Komfortverhalten kann nicht mehr wie zuvor ausgeführt werden (Gefiederpflege). Außerdem können im verbleibenden Schnabel Neurome auftreten, die Schmerzen oder eine Nervenüberempfindlichkeit (die als elektrischer Schock nach Kontakt mit dem entsprechenden Bereich wahrgenommen wird) verursachen. Jeder Kontakt, den ein Vogel mit dem Schnabel hat, z. B. bei der Futteraufnahme, wird dann von einem negativen Reiz begleitet2. Der Vogel verliert zudem seine Integrität und ist in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt, wenn er an das Haltungssystem angepasst wird.3 Würden die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst (z. B. durch das Anbieten von Weideflächen im Freien, artgemäßes Beschäftigungsmaterial, mehr Platz und begrenzte Gruppengrößen), bestünde keine Notwendigkeit zum Schnabelkürzen.
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens in allen Ländern. Schnabelkürzen ist eine Verstümmelung, die als notwendig erachtet wird, um die negativen Auswirkungen von unangemessenen Haltungsbedingungen abzumildern, anstatt die Haltungsbedingungen an die Tiere anzupassen. Schnabelkürzen jeglicher Art sollte nicht erlaubt und nicht durchgeführt werden.
Amputationen von Zehen und Flügelgelenken*
- Zweck: Um zu verhindern, dass sich die Tiere bei Kämpfen selbst oder gegenseitig verletzen, und um sie an das ungenügende Haltungssystem anzupassen, anstatt die Haltungsbedingungen zu verbessern.
- Verfahren: Es gibt verschiedene Amputationen, die weltweit an Enten und Gänsen vorgenommen werden3:
- Krallenentfernung: Entfernen der Krallen.
- Pinioning: Abschneiden des hinteren Flügelgelenks oder der „Daumen“ von Wasservögeln, was sie dauerhaft am Fliegen hindert.
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie der Entfernung der Krallen oder dem Pinioning in allen Ländern. Die Haltungsbedingungen sollten an die Tiere angepasst werden, um ihnen mehr Platz sowie Beschäftigung zu bieten und Verletzungen zu vermeiden.
Lebendrupf*
- Zweck: Beschaffung von Daunen für die Mode- und Textilindustrie.
- Verfahren: Beim Federrupfen werden die Vögel gefesselt und die Federn auf brutale Weise aus dem Körper der Tiere gerissen. Beim Federnsammeln werden die losen Federn von dem noch gefesselten Vogel abgesammelt. Da sich die Techniken sehr ähneln, können beim Ernten/Sammeln leicht Fehler auftreten oder Verwechslungen entstehen, die doch dazu führen, dass dem Vogel die Federn ausgerissen werden. Daher werden die Tiere bei beiden Techniken oft verletzt und leiden an offenen Wunden, Hautverletzungen oder gebrochenen Flügeln durch die grobe Handhabung. Manche Wunden werden anschließend ohne Betäubung oder Schmerzmittel genäht.4 (In DE verboten, durch Import gelangen aber Produkte, die mit solchem Tierleid behaftet sind, auf den deutschen Markt.)
- VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Lebendrupfes und der Ernte von Federn in allen Ländern. VIER PFOTEN fordert die Textilbranche auf, keine Daunen aus Lieferketten zu verwenden, die nicht glaubhaft garantieren können, dass die Gänse und Enten nicht lebend gerupft oder zwangsgefüttert wurden.
Forderungen von VIER PFOTEN zu Eingriffen bei Wassergeflügel:
- Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens in allen Ländern.
- Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie dem Abschneiden der Krallen oder Flügelgelenke in allen Ländern.
- Ein generelles Verbot des Lebendrupfens und der Ernte von Federn in allen Ländern. VIER PFOTEN fordert die Industrie auf, keine Daunen aus Lieferketten zu verwenden, die nicht glaubhaft garantieren können, dass die Gänse und Enten nicht lebend gerupft oder zwangsgefüttert wurden.
- Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursachen zu beseitigen - das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum!
Quellenverweis
2. Gentle MJ. Pain in Birds. Animal Welfare. 1992;1(4):235–247. doi:10.1017/S0962728600015189
3. van Niekerk TGCM, Jong I. Mutilations in poultry European poultry production systems. Lohmann Information 42 (2007) 1. 2007 Jan 1.
4. EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW). Scientific Opinion on the practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production. EFSA Journal. 2010;8(11):1886. doi:10.2903/j.efsa.2010.1886