interview mit daniel und katrin

Die Blogger von beVegt sind leidenschaftliche Läufer – und verraten Tipps rund um Veganismus und Sport

9.6.2017

Zur Person: Daniel und Kathrin sind begeisterte Athleten und erzählen uns, wie eine vegane Ernährung und Leistungssport perfekt zusammenpassen –und das sogar ohne jegliche Leistungsverluste. Seit November 2011 veröffentlichen sie auf www.beVegt.de vegane Rezepte sowie gut recherchierte Artikel und Podcasts rund um die Themen Ernährung, Fitness und Motivation.

Beim Lesen eures Blogs klingt alles so einfach: „Stressfreie vegane Ernährung – und mit dem richtigen Training fit und gesund durchs Leben gehen“. Ist es das auch?

Wenn man den Dreh erstmal raus hat, ist es das! Aber wir wollen natürlich niemandem etwas vormachen: Es ist oft harte Arbeit, angelernte Gewohnheiten und Bequemlichkeiten zu verändern und sich zum Beispiel gesünder zu ernähren oder den Sport zum Teil seines Lebens zu machen. Aber es lohnt sich! Denn die besten Dinge im Leben sind oft die, für die man sich ein bisschen anstrengen muss. 

Wie hat denn alles begonnen und was stand zuerst im Fokus – die Ernährung oder das Training? 

Definitiv zuerst das Training. Wir waren beide schon seit vielen Jahren leidenschaftliche Läufer, bevor wir 2010 die vegane Ernährungs- und Lebensweise für uns entdeckt haben. Beides spielt heute eine sehr wichtige Rolle in unserem Leben. Wir sehen uns nicht nur als Veganer oder als Läufer, sondern als vegane Läufer! 

Es gibt Stimmen, die behaupten, vegane Ernährung und Ausdauertraining passen nicht zusammen! Was könnt ihr nach euren Erfahrungen dazu sagen?

Ehrlich gesagt können wir darüber nur noch müde lächeln. Nach unserem Umstieg auf vegan im Sommer 2010 gab es jedenfalls keinen Leistungseinbruch. Wir konnten unser intensives Training wie zuvor durchziehen und haben seitdem neue persönliche Bestzeiten auf allen Distanzen von zehn Kilometern bis zum Marathon aufgestellt.

Als Veganer ist es möglich, alle Nährstoffe zu bekommen, die man braucht – auch für intensiven Ausdauer- und Kraftsport. Natürlich sollte man sich ein bisschen mit dem Thema Ernährung beschäftigen und sich ein solides Grundwissen aneignen. Aber das gilt ja grundsätzlich, und nicht nur bei einer veganen Ernährung.

Das „kritische“ Vitamin B12 – das sollte man im Auge behalten! Was könnt ihr hier empfehlen?

Das Gleiche, was so ziemlich alle seriösen Experten empfehlen: Vitamin B12 sollte bei einer veganen Ernährung von Anfang an ergänzend genommen werden. Wir nehmen zwei- bis dreimal pro Woche eine Lutschtablette und wenn wir auf Reisen sind eine spezielle Zahnpasta, die mit B12 angereichert ist. Zusätzlich empfehlen wir, die Blutwerte ein Mal im Jahr überprüfen zu lassen, um einen möglichen B12-Mangel auszuschließen. 

Ihr bietet ein kostenloses „vegan leben und laufen“Startpaket auf eurer Website an. Welche Informationen können Interessierte darin finden?

Neben einem umfangreichen E-Book für Laufanfänger haben wir in unserem Startpaket ein paar hilfreiche Checklisten zusammengestellt, wie beispielsweise eine vegane Nährstoff-Checkliste. Ein Mal pro Woche erhalten sie zudem hilfreiche Lauf- und Ernährungstipps sowie viele leckere vegane Rezepte.

Die meisten Menschen wollen sich gesund und fit fühlen – und doch scheint es schwierig zu sein, anzufangen und auch dran zu bleiben. Was meint ihr?

Das liegt zum einen daran, dass unsere langjährigen Gewohnheiten gegen uns arbeiten. Es ist viel einfacher, sich abends auf die Couch fallen zu lassen und fernzusehen, anstatt laufen zu gehen. Diese Gewohnheit muss aktiv durchbrochen werden. Und wenn es um Sport geht, kommt noch etwas hinzu: Man ist am Anfang natürlich noch nicht besonders fit und das Training fühlt sich deshalb sehr anstrengend an.

Auf der anderen Seite hat jeder Anfang aber auch etwas Faszinierendes. Jeder Anfang ist der Beginn einer Veränderung und vielleicht sogar eines ganz neuen Lebens, in dem man sich viel wohler fühlt und zufriedener ist. Diese Aufbruchsstimmung, die ein Anfang mit sich bringen kann, sollte man ganz bewusst nutzen und davon träumen, wie das eigene Leben in einem Monat, in einem Jahr oder in fünf Jahren aussehen könnte, wenn man dranbleibt. 

„A Grain, a Green and a Bean“ – ein Kochbuch mit euren 33 Lieblingsgerichten. Kocht Ihr denn auch gerne?

Wir kochen sogar sehr gerne, es darf aber nicht zu kompliziert sein und zu lange dauern. "A Grain, a Green and a Bean" ist eine Formel, die uns schon seit vielen Jahren dabei hilft, im Handumdrehen gesunde vegane Gerichte zuzubereiten. Nach dieser Formel enthält jedes Gericht eine Getreideart wie Reis, Pasta oder Hirse, grünes Gemüse und eine Hülsenfrucht, wie zum Beispiel Linsen, Kichererbsen oder Tofu. Auf diese Weise entstehen unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten, ohne irgendwelche exotischen Zutaten einkaufen zu müssen. 

Da wir diese einfache Formel so lieben haben wir ein Rezeptbuch geschrieben, in dem alle Gerichte nach dem Grain-Green-Bean-Prinzip zusammengestellt sind.

Welche anderen Themen bewegen euch noch?

Seitdem wir vegan leben sind wir insgesamt offener geworden, unser eigenes Verhalten zu hinterfragen: Wo kommt unsere Kleidung her und unter welchen Bedingungen wird sie hergestellt? Ist es okay, Bananen und Avocados zu essen, die erst um die halbe Welt geflogen werden, bevor sie bei uns im Supermarkt landen? Und können wir noch mit gutem Gewissen in den Urlaub fliegen?

Wir sind in einigen Bereichen schon weiter als in anderen, aber letztendlich ist es wichtig, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie man den eigenen Fußabdruck verkleinern und ein “ethischer” Konsument sein kann.

Was hat Euch im vergangenen Jahr besonders beschäftigt, oder beeindruckt?

Was hat Euch im vergangenen Jahr besonders beschäftigt, oder beeindruckt? Unsere veganen Laufwochenenden in 2016 zählen auf jeden Fall zu den besonderen Highlights. Da konnten wir einfach mal ein paar Tage unter Gleichgesinnten sein und uns nur mit schönen Dingen wie Laufen und Essen beschäftigen. Die veganen Laufwochenenden wird es deshalb natürlich auch in diesem Jahr wiedergeben!

Was wünscht ihr euch für die Zukunft? 

Wir wünschen uns mehr Mitgefühl und Rücksicht in der Gesellschaft und natürlich auch den Tieren gegenüber. Damit würden sich viele Probleme wahrscheinlich in Luft auflösen.

Was wollt ihr noch auf den Weg mitgeben?

Egal ob es darum geht, ein sportliches Ziel zu erreichen oder für seine Überzeugungen einzustehen – wenn man immer den Weg des geringsten Widerstands geht, dann verpasst man die besten Dinge im Leben.

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