Bundesrat entscheidet heute über mehr Tierschutz bei Lebendtiertransporten
VIER PFOTEN begrüßt Initiative von Nordrhein-Westfalen und fordert Verbot von Drittlandexporten
Hamburg, 26. September 2025 – Der Bundesrat wird am heutigen Freitag über einen Entschließungsantrag von Nordrhein-Westfalen (NRW) zu Tiertransporten abstimmen. Hintergrund: Vor knapp einem Jahr wurden 69 brandenburgische Rinder nach wochenlangem Martyrium im bulgarisch-türkischen Grenzgebiet notgetötet beziehungsweise ohne Betäubung geschlachtet. Auch aufgrund solcher Fälle hatte NRW im Juli den Entschließungsantrag „Tierschutz bei Tiertransporten und beim Export von Nutztieren in Drittstaaten sicherstellen“ in den Bundesrat eingebracht. Darin fordert NRW die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene im Rahmen der Überarbeitung der EU-Tierschutz-Transportverordnung für konkrete Vorgaben zur Verbesserung des Tierschutzes beim Transport in Drittstaaten einzusetzen. VIER PFOTEN spricht von einem starken Auftrag Richtung Bundesregierung und Brüssel, vorausgesetzt der Entschließungsantrag Nordrhein-Westfalens bekommt die nötige Zustimmung |
Entschließungsantrag von NRW
Laut Entschließungsantrag soll der Transport lebender Tiere in Drittländer nur dann zulässig sein, wenn das betreffende Drittland gegenüber der Europäischen Kommission eine Garantie zur Einhaltung des Gesundheitskodex für Landtiere der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) abgegeben hat. Die WOAH definiert international anerkannte Mindeststandards unter anderem für Transport, Haltung und Schlachtung. Die Europäische Kommission soll ermächtigt werden, bei festgestellten Tierschutzverstößen im Zusammenhang mit dem Export lebender Tiere ein Untersuchungsverfahren einzuleiten. Zudem soll die Kommission den Export lebender Tiere in das betreffende Drittland untersagen können, bis die festgestellten Mängel behoben wurden.
Parallel zum Entschließungsantrag von NRW laufen im Europäischen Parlament und im Europäischen Rat aktuell die Beratungen zur Überarbeitung der EU-Tierschutztransportverordnung.
VIER PFOTEN: Tierschutzverstöße sind keine Vermutung, sondern Tatsache
„Wir unterstützen das im Entschließungsantrag geforderte Exportverbot beim Nachweis von Tierschutzverstößen. Allerdings wurden Tierschutzverstöße und Verstöße gegen die WOAH-Standards schon längst mehrfach dokumentiert und bewiesen. Daher wäre es aus unserer Sicht überfällig, eine Beweislastumkehr von den Drittländern einzufordern, die bereits auffällig geworden sind. Diese Zielländer müssten verpflichtet werden, die Einhaltung der WOAH-Standards nachzuweisen, bevor ein erneuter Export erwogen werden kann.
Hinzu kommt, dass selbst die niedrigen WOAH-Standards mangelhaft sind und eine eklatante Lücke aufweisen: Denn die betäubungslose Schlachtung ist hier immer noch erlaubt – und damit eine brutale Methode, die in einigen Drittstaaten praktiziert wird.
Eine der größten Herausforderungen für die Kommission ist es, ohne verlässliches Kontrollsystem inklusive Betretungsrecht und Sanktionsmöglichkeiten durch EU-Kontrolleure, Verstöße im Drittland festzustellen, zu dokumentieren und dann entsprechend zu sanktionieren“, so die Kampagnenverantwortliche Nadine Miesterek.
Weitere Informationen zum Thema Tiertransporte finden Sie hier.

Corinna Madjitov
Pressesprecherin HeimtiereVIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.