Milchkuhhaltung quo vadis?

Fünf Tierschutzorganisationen stellen Forderungen.
Mit einem gemeinsamen Positionspapier sorgt das Bündnis für Tierschutzpolitik für Klarheit bei der Weiterentwicklung der Milchkuhhaltung.

8.11.2017

 Hamburg, 8. November 2017 – Fünf Tierschutzorganisationen haben sich auf Maßnahmen verständigt, die sie für mehr Tierschutz in der Milchkuhhaltung als besonders wichtig einstufen. Die Prioritätenliste soll dem Lebensmitteleinzelhandel, Milchkuhbetrieben, Molkereien und anderen Unternehmen eine Orientierung geben. Zusammengestellt hat das Positionspapier das Bündnis für Tierschutzpolitik der Tierschutzorganisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz, Bund gegen Missbrauch der Tiere, PROVIEH und VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

An erster Stelle nennen die Tierschutzorganisationen den ausnahmslosen Verzicht auf eine Anbindehaltung der Tiere. Einer wirksamen Betäubung und Schmerzausschaltung bei der Enthornung messen die Organisationen ebenfalls große Bedeutung zu. Weitere Empfehlungen betreffen die Schlachtung und Tiergesundheit sowie die Ausgestaltung der Liegeflächen, das Platzangebot und Außenklimareize. Zudem enthält die Liste Hinweise auf Schwerpunktänderungen bei den Zuchtzielen wie etwa Robustheit und Langlebigkeit, die Tieren und Tierhaltern zu Gute kommen.

"Mit den Forderungen möchten wir die Bedingungen in der Milchkuhhaltung flächendeckend anheben. Noch immer leben rund ein Viertel der Milchkühe in Deutschland in Anbindehaltung. Die Hornansätze werden Kälbern immer noch ohne Betäubung mit einem 600 Grad heißen Brenneisen ausgebrannt.

Agraringenieurin Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN

Kühe werden auf extrem hohe Milchleistung gezüchtet, was schwere, gesundheitsschädliche Folgen hat. Euterentzündungen, Stoffwechselerkrankungen und Lahmheiten stehen an erster Stelle. Milchkühe werden im Durchschnitt nur fünf Jahre alt, obwohl ein Rind überhaupt erst mit fünf Jahren ausgewachsen ist. Jedes Rind braucht Bewegungsfreiheit und einen weichen, eingestreuten Liegeplatz. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere müssen an erster Stelle stehen. Bei der Zusammenstellung haben wir uns unter anderem auch am Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik der Bundesregierung orientiert, das Tierschutzprobleme in der Milchkuhhaltung benennt."
 
Das gemeinsame Positionspapier haben die Tierschutzorganisationen bereits wichtigen Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels übermittelt. Diese können die Prioritätenliste für die Erhöhung ihrer Standards in der Breite nutzen. Milchkuhbetriebe erhalten die Möglichkeit, anhand der Prioritätenliste ihre Tierhaltung zu verbessern. Gerade bei anstehenden Umbaumaßnahmen und Investitionen können die Empfehlungen dazu beitragen, längerfristig tragfähige Entscheidungen zu treffen. Mögliche Mehrkosten hierbei müssten die Abnehmer aus Lebensmitteleinzelhandel und Co. tragen.

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Das ausführliche Positionspapier »Prioritäten zur Erhöhung des Tierschutzniveaus in der Milchkuhhaltung« des Bündnisses für Tierschutzpolitik können Sie hier als PDF herunterladen.

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Über das Bündnis für Tierschutzpolitik
Das Bündnis für Tierschutzpolitik ist ein seit 2015 bestehender Zusammenschluss der Tierschutzorganisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., PROVIEH e.V. sowie VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

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Gern vermitteln wir Ihnen ein Interview mit Nutztierexpertin Ina Müller-Arnke von VIER PFOTEN.

Melitta Töller

Pressesprecherin

presse-d@vier-pfoten.org

+49 40 399 249-66

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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