Umfrage zur Geplanten Tierhaltungskennzeichnung
Irritierende und ungenügende Informationen für Verbraucher:innen
Hamburg, 06. Oktober 2022 – Am 12. Oktober soll der Gesetzentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung im Bundeskabinett verabschiedet werden. Doch eine von VIER PFOTEN in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage kommt jetzt zu dem Ergebnis: Die vorgeschlagenen Bezeichnungen beschreiben nicht trennscharf die Bedingungen der Tierhaltung. Im Gegenteil: Diese führen bei Verbraucher:innen zu unrealistisch positiveren Einschätzungen der Tierhaltungssituation. Dabei wünschen sich fast 70 Prozent der Befragten eine genauere Beschreibung, wie die Tiere gelebt haben.
Tierhaltungskennzeichnung fördert falsche Einschätzungen
Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Bezeichnungen falsche Erwartungen hervorrufen und sogar Fehlinterpretationen begünstigen. So vermitteln demnach alle Bezeichnungen mit Ausnahme „Bio“ bei den Verbraucher:innen den Eindruck einer besseren Tierhaltung als es in der Realität der Fall ist. Verwirrend wird beispielsweise die Bezeichnung „Stall+Platz“ wahrgenommen: Knapp 50 Prozent vermuten fälschlicherweise, dass die Tiere in dieser Haltungsform verpflichtende Einstreu zum weicheren Liegen erhalten. Und 60 Prozent der Befragten liegen falsch mit ihrer Annahme, dass die Tiere hier ein ausreichendes Platzangebot hätten. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) irrt mit der Vermutung, dass die Tiere in den Haltungsformen „Stall“, „Stall+Platz“ und „Frischluftstall“ auch Zugang zum Freiland haben.
Wünsche der Verbraucher:innen
Verbraucher:innen wünschen sich eine detailliertere Kennzeichnung: Demnach fordern mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten genaue Beschreibungen der Lebensbedingungen der Tiere. Über die Hälfte (54 Prozent) wünscht sich, dass tiergerechte Haltungsformen optisch hervorgehoben werden. Gewünscht werden auch Informationen darüber, wo das jeweilige Tier gezüchtet, gehalten und geschlachtet wurde (55 Prozent). 54 Prozent der Befragten möchte über Aufsteller im Laden über die Tierhaltung informiert werden, gefolgt von Infos über QR-Codes (46 Prozent), die vor allem von den jüngeren Befragten bevorzugt werden. Damit alle Verbraucher:innen, unabhängig vom Alter, gut informiert werden können, sind Aufsteller in jedem Fall zu bevorzugen.
Methodik der Marktforschung
Um bei Verbraucher:innen abzufragen, ob mit der derzeitig geplanten Tierhaltungskennzeichnung Transparenz und Aufklärung gewährleistet ist und welche Informationen zur Tierhaltung in welcher Form von Konsument:innen gewünscht werden, hat VIER PFOTEN eine repräsentative Studie hinsichtlich Geschlecht, Bildung, Einkommen und Bundesländer in Auftrag gegeben. Die Teilnehmer:innen kaufen zumindest ab und zu Schweinefleisch oder -wurst ein. VIER PFOTEN hat diese Befragung im September 2022 unter 1.005 Bürger:innen durchführen lassen.
Den Report zur Umfrage erhalten Sie hier.
Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.