Kommentar - Was für ein Zirkus

Berlins Innensenator Geisel hat angekündigt, Wildtierzirkus Voyage keinen öffentlichen Platz für sein Gastspiel in Berlin zu genehmigen. Anbei dazu ein Kommentar von Denise Schmidt, Kampagnenleiterin bei VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

24.10.2018

Zum ersten Mal seit 24 Jahren soll Circus Voyage mit seinem Winterzirkus nicht auf dem Berliner Olympiagelände auftreten. Grund dafür sind Tierschutz-Bedenken von Innensenator Andreas Geisel (SPD). Denn der Zirkus führt neben Artisten auch vier Elefanten, zwei Giraffen und sogar ein Flusspferd. Im Koalitionsvertrag der Stadt Berlin heißt es: „Die Vergabe öffentlicher Flächen an Zirkusse findet nur statt, wenn die artgerechte Tierhaltung sichergestellt wird.“ Der Zirkus selbst verweist auf regelmäßige Kontrollen des Veterinärsamts und kündigt an, sich zur Not den Platz auf dem Olympiagelände einzuklagen. Doch ein Veterinäramt prüft nicht, ob Wildtiere im Zirkus artgerecht gehalten werden!


Die Beamten prüfen nur, ob der Zirkus die sogenannten „Zirkusleitlinien“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft einhält. Doch: Diese Vorgaben sind zum einen weder verpflichtend noch annähernd artgerecht. So stehen einem Elefanten im Zoo 2.000 Quadratmeter Außengehege zu, während im Zirkus 250 Quadratmeter Außengehege laut Leitlinien ausreichen. Warum dieser Unterschied? Die Bedürfnisse eines Wildtieres bleiben die gleichen – egal, wo es gehalten wird!

Daher sprechen sich nicht nur Tierschutzorganisationen wie VIER PFOTEN, sondern auch die Bundestierärztekammer und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz grundsätzlich für ein Wildtierverbot im Zirkus aus. Der Bundesrat hat sich bereits drei Mal für ein bundesweites Verbot ausgesprochen. Bisher scheiterte es allein an der Blockadehaltung der CDU/CSU im Bundestag. Sollte das Wildtierverbot irgendwann kommen, wird dies für die vielen Wildtiere zwar leider nicht den Ruhestand bedeuten. Doch nachgezüchtet oder neu gekauft werden, das dürfte dann nicht mehr geschehen!

Bereits rund 100 Städte, Gemeinden und Kommunen – darunter Großstädte wie Stuttgart und Köln – haben entschieden, dass sie auf das bundesweite Verbot nicht länger warten wollen. Sie haben erkannt: Tierwohl und Zirkus, das passt nicht zusammen. Doch Zirkus ohne Tiere – das geht, und zwar sehr gut. Wie man ohne Exoten eine gute Show abliefern kann, zeigen etwa Cirque du Soleil oder Circus Roncalli. Letzterer verzichtet seit diesem Jahr aus eigenem Entschluss auf tierische Artisten. Statt lebende Elefanten Männchen machen zu lassen, begeistern Hologramme die Zuschauer. Fakt ist, ein zeitgemäßer Zirkus sollte und kann auf Tiere verzichten und eine moderne Stadt wie Berlin auf all jene, die das nicht tun.

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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