Ein Fuchs

Am 13. November ist Tag des Fuchses   

VIER PFOTEN- Expertin informiert über die bekanntesten Vorurteile und was wirklich dahintersteckt 

10.11.2023

Hamburg, 10. November 2023 – Wachsam und schlau: Der Fuchs ist zu uns in die Stadt gezogen, genau wie andere Wildtiere hält er sich immer häufiger in menschlicher Nähe auf. Überall wo der Mensch etwas Fressbares anbietet – ob absichtlich oder unabsichtlich – findet der Fuchs leicht verfügbare Nahrung. Frei zugängliches Katzenfutter, Komposthaufen, Müllsäcke oder ähnliches – all das lockt ihn an. „Immer wieder erreichen uns Anrufe von Leuten, die nach der Begegnung mit einem Fuchs, welcher beim Anblick eines Menschen nicht direkt panisch flieht, in Sorge geraten. In den meisten Fällen ist die Sorge jedoch völlig unbegründet", erklärt Diplom-Biologin Eva Lindenschmidt, Wildtierexpertin bei VIER PFOTEN und informiert zum „Tag des Fuchses" über die bekanntesten Vorurteile und was wirklich dahintersteckt.

Vorab: Füchse merken schnell, dass ihnen in der Nähe des Menschen keine Gefahr droht und in Siedlungen keiner Jagd auf sie macht. Sie verlieren zunehmend ihre natürliche Scheu. Dies wiederum führt häufig dazu, dass die Vermutung aufkommt, mit dem Fuchs „stimme etwas nicht“. Schnell befürchten Anwohner Gefahr durch Angriffe, Tollwut, Fuchsbandwurm, Räude oder sonstige Krankheiten. Letzten Endes werden Stimmen laut, der „auffällige“ Fuchs im Ort stelle ein Risiko für Mensch und Haustiere dar und er müsse gefangen oder gar erschossen werden.

„Probleme dieser Art lassen sich vermeiden, indem man den Tieren keine besonderen Anreize dafür bietet, sich in menschlicher Nähe aufzuhalten. Das Anfüttern sollte grundsätzlich unterlassen werden. Und sollte man tatsächlich mal einem gesunden, neugierigen Fuchs auf der Straße begegnen, ist dies – gerade in ländlichen Gegenden in Waldnähe – keine Besonderheit.“

Diplom-Biologin Eva Lindenschmidt, Wildtierexpertin bei VIER PFOTEN

Tollwut, Fuchsbandwurm und Co. richtig einschätzen

Der Fuchs wird oft mit dem Thema Tollwut in Verbindung gebracht. Aber ist die Angst, sich durch den Fuchs mit Tollwut zu infizieren, überhaupt gerechtfertigt? Global betrachtet ist Tollwut nach wie vor eine ernst zu nehmende Erkrankung, an der laut Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich etwa 55.000 Menschen sterben. Jedoch entfallen 95 Prozent dieser Fälle auf Afrika und Asien. Auch in Zentral-Südamerika, auf dem Balkan und in der Türkei sind die Rabies-Viren nach wie vor verbreitet.

Deutschland gilt als tollwutfrei seit 2008

„Der letzte bekannte Tollwutfall bei einem Fuchs wurde in Deutschland im Jahr 2006 registriert. Dank großangelegter Bekämpfungsmaßnahmen, insbesondere durch die Immunisierung von Füchsen mittels landesweit eingesetzter Impfköder, sowie durch das regelmäßige Impfen von Haustieren, gilt die klassische Wildtiertollwut in Deutschland seit 2008 als ausgerottet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts besteht aktuell keine Gefahr, sich durch ein Wildtier direkt oder indirekt mit Tollwut zu infizieren", erklärt Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin bei VIER PFOTEN.

Freilaufende Heimtiere schützen

Die Übertragung des Fuchsbandwurmes auf Heimtiere wie etwa Hunde und Katzen kann nur über das Fressen infizierter Zwischenwirte, zum Beispiel durch den Verzehr infizierter Mäuse erfolgen. Eva Lindenschmidt rät: „Die regelmäßige Verabreichung eines Wurmmittels sollte bei Hunden und freilaufenden Katzen Routine sein. Zudem sind Hunde- und Katzenhalter mit einer Hygieneroutine immer gut beraten, sie sollten sich grundsätzlich  nach dem direkten Kontakt mit ihrem Tier die Hände waschen."

Räude ist heilbar

Bei der sogenannten Räude handelt es sich um eine Hauterkrankung, die Säugetiere und Vögel befallen kann. Allerdings ist auch sie nur durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren übertragbar. „Ausgelöst wird sie durch sogenannte Sarcoptesmilben. Sie führen zu allergischen Reaktionen und heftig juckenden Pusteln Im weiteren Verlauf sind häufig einzelne Körperteile, wie z.B. Ohren, Augenpartie, Hinterteil und Schwanz, oder aber nahezu der ganze Körper nackt. Unbehandelt führt Räude bei Füchsen und anderen Hundeartigen oft innerhalb von drei Monaten zum Tod. Hunde könnten sich  durch körperlichen Kontakt mit befallenen Füchsen oder Fuchsbauen anstecken. Hier gibt es aber zuverlässige Präparate, mit denen die Parasiten schnell abgetötet werden können", erklärt die Diplom-Biologin.

Der Mensch stellt für den Erreger einen Fehlwirt dar – die Milben können sich hier nicht fortpflanzen. Trotzdem kann es durch den Kontakt zu infizierten (Haus-)Tieren zu einer juckenden Hauterkrankung, der sogenannten Pseudokrätze, kommen. Falls keine ständige Neuinfektion stattfindet, heilt diese auch ohne Behandlung innerhalb von zwei Wochen ab.

Wissenswertes über den Fuchs

Füchse gehören zu den Hundeartigen, weisen aber auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Katzen auf, beispielsweise aufgrund der elliptischen Augen oder wegen des typischen Spielens mit der Beute. Ausgewachsene Rotfüchse wiegen etwa sieben Kilogramm. Die Körperlänge beträgt einen knappen Meter, die Schulterhöhe etwa 40 Zentimeter. Der typische buschige Fuchsschwanz ist bis zu 40 Zentimeter lang. Das Fell ist rotbräunlich gefärbt mit weißem Bauch und heller Schwanzspitze. Typisch für den Fuchs sind zudem die hoch aufgestellten Ohren, die ihm besonders nachts auf der Jagd helfen. Der Fuchs kann eine Maus noch in 100 Meter Entfernung quieken hören. Füchse können eine Geschwindigkeit von bis zu 55 km/h erreichen und bis zu 5 Meter weit und 2 Meter hoch springen.

TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN

Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN beherbergt und pflegt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Waschbären, Hasen oder Igel. Manche Schützlinge sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.

Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN gibt auch Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, eine neue, artgemäße Heimat. Seit 2017 betreibt die TIERART Wildtierstation in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt eine Auffangstation für Luchse. 2021 eröffnete auf dem Gelände der Wildtierstation die deutschlandweit erste Auffangstation für Luchswaisen. Hier werden verletzte oder verwaiste Luchse aus dem Wiederansiedlungsprogramm aufgenommen, gepflegt und anschließend in Maßweiler/Rheinland-Pfalz ausgewildert.

Weitere Informationen über den Einsatz von VIER PFOTEN für Wildtiere finden Sie hier
 

Eva Lindenschmidt steht für Interviews zur Verfügung.

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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