Geflügelpest: „Ursachen bekämpfen, statt Tiere zu töten“

Extreme Tierdichten sind für die rasante Verbreitung des Virus verantwortlich, Impfstoffe könnten die Tiere schützen

16.11.2020

Hamburg, 16. November 2020 VIER PFOTEN kommentiert die Massentötungen von rund 3.000 Legehennen und 750 Enten in einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern bei Neubukow, nachdem dort die Geflügelpest ausgebrochen war. Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN:

„In furchtbarer Regelmäßigkeit grassieren in der Landwirtschaft Tierseuchen wie die Geflügel- oder Schweinepest. Behörden, Bundesregierung und die EU reagieren darauf jedes Mal reflexartig mit der sofortigen Tötung der Tierbestände auf den Betrieben. Das Schlimme an dem jährlichen Tod von Millionen fühlender Lebewesen wie Schweinen, Hühnern oder Enten: Die Seuchenbekämpfungsmaßnahmen packen nicht die Wurzel des Übels, sondern führen zu massivem Tierleid. Die Massentötungen geschehen oftmals unter problematischen Bedingungen für die Tiere und die intensive Tierhaltung wird nicht infrage gestellt.  

Denn die Hauptursachen für die rasante Verbreitung von Krankheiten sind die extremen Tierdichten in der industriellen Intensivtierhaltung und die massenhaften Tiertransporte. Doch diese Verursacher werden ignoriert, stattdessen wird weiter auf die Steigerung der Produktion und auf Export gesetzt. Tiere werden aufgrund verordneter Stallpflicht eingesperrt, obwohl man häufig, wie auch jetzt im aktuellen Fall, keine Erklärung dafür hat, wie der Erreger in den Stall gekommen ist – schließlich hatten die Tiere keinen Kontakt zu Freiland.

Massentötungen sind schon deshalb nicht zu rechtfertigen, da es Impfstoffe gibt, die die Tiere schützen können. Die prophylaktische Impfung gegen die Geflügelpest ist jedoch in Deutschland und der EU aus rein handelspolitischen Gründen verboten. Das ist ein Skandal. Es ist bereits fünf nach zwölf und die Zeit für einen Systemwechsel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung überfällig. Es müssen deutlich weniger Tiere und diese unter tiergerechten Bedingungen gehalten werden. Außerdem brauchen wir geschlossene Kreisläufe auf den Betrieben, eine Dezentralisierung der Schlachtstätten sowie weniger Tiertransporte“, so Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

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VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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