
Tierschutzgesetz-Novelle sieht weiterhin Anbindehaltung vor
VIER PFOTEN kritisiert fehlendes Verbot der Anbindehaltung und die fünfjährige Übergangsfrist bis zur Beendigung der ganzjährigen Anbindehaltung
Hamburg, 31. Mai 2023 – Bruch mit dem Koalitionsvertrag: Statt der dort festgehaltenen Beendigung der Anbindehaltung in spätestens zehn Jahren, plant das Bundeslandwirtschaftsministerium jetzt offenbar lediglich die Abschaffung der ganzjährigen Anbindehaltung – das geht aus dem aktuellen Referentenentwurf des Tierschutzgesetzes hervor. Das heißt: Rinder sollen weiter mehrere Monate im Jahr fixiert gehalten werden dürfen. VIER PFOTEN kritisiert dieses Umschwenken und fordert die komplette Abschaffung der tierquälerischen Anbindehaltung.
Anbindehaltung ist Teil einer nicht zeitgemäßen ,Traditionshaltung‘
Schon jetzt laufen Agrar-Lobby und Teile der Politik Sturm gegen diesen ohnehin schon ungenügenden Referentenentwurf: „Erwartungsgemäß prognostiziert die Industrie wieder einmal die Abschaffung der Tierhaltung und ein Ende der kleinstrukturierten Landwirtschaft – dabei ist auch eine kleinbäuerliche Landwirtschaft mit tiergerechter Haltung möglich. Hier ist die Politik gefordert: Höfe, die ihre Rinder auch außerhalb der Weidesaison tiergerecht halten sowie durch Beweidung Landschaftspflege betreiben und einen Beitrag zum Erhalt von Biodiversität leisten, sollten angemessen entlohnt werden“, sagt Jürgensen. „Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir darf nicht zulassen, dass der ohnehin schon ungenügende Entwurf noch weiter abgeschwächt wird. Die Anbindehaltung von Rindern ist Teil einer nicht mehr zeitgemäßen ,Traditionshaltung‘, die vor allem auf dem Rücken fühlender Lebewesen ausgetragen wird. Es ist mehr als kritisch zu betrachten, dass das komplette Verbot der Anbindehaltung vom Tisch ist – das ist ein klarer Bruch mit dem Koalitionsvertrag.“
Forderungen VIER PFOTEN
VIER PFOTEN fordert das sofortige Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung sowie der Kombinationshaltung. Übergangsfristen darf es nur für Betriebe geben, die sich zu einem tiergerechten Umbau der Haltung und mehrmonatigem sommerlichen Weidegang verpflichten. Während dieser Übergangsfrist muss verpflichtend ganzjährig ein täglicher Auslauf auf einem Laufhof gewährleistet sein.
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Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Haustiere, Tiere in der Landwirtschaft und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Kambodscha, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, dem Vereinigten Königreich und Vietnam sowie 13 Wildtier-Schutzzentren und Partnerprojekten weltweit sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.