Rettung für Orang-Utan-Baby Damai in Borneo

VIER PFOTEN ORANG-UTAN-WALDSCHULE nimmt traumatisiertes Affenkind in sichere Obhut 

15.5.2020

Hamburg, 15. Mai 2020 – Das Team der VIER PFOTEN ORANG-UTAN-WALDSCHULE hat in Borneo ein wehrloses Orang-Utan-Baby in seine Obhut genommen und es so vor dem sicheren Tod bewahrt. Die indonesische Wildtierbehörde BKSDA hatte das Tier beschlagnahmt. Eingezwängt in einem Sack auf einem Motorrad sollte der etwa zwei Jahre alte Orang-Utan-Junge ausgesetzt werden. Vermutlich wollte sein Besitzer ihn aus Angst vor COVID-19 loswerden.

Der kriminelle Handel mit Menschenaffen bringt mehrere Millionen Dollar pro Jahr ein. Vor allem der illegale Markt für Baby-Orang-Utans floriert mit jährlich etwa 150 meist an asiatische Käufer verkauften Tieren. Die Corona-Pandemie könnte die Situation der skrupellosen Händlern ausgelieferten Affen weiter verschlimmern.

Damai hatte Glück
Dieser kleine Orang-Utan-Junge hatte Glück. Er wurde in letzter Minute am selben Tag, an dem der Zweite Weltkrieg endete, gerettet und erhielt daher den Namen Damai – was auf Indonesisch Friede bedeutet. Nur wenige Tage nach seiner Rettung hat der kleine Damai bereits eine Bindung zu seiner menschlichen Ersatzmutter, einer Tierärztin in der Quarantänestation der VIER PFOTEN ORANG-UTAN-WALDSCHULE in Samboja, Ost-Kalimantan, entwickelt.

Rettung in letzter Minute
Am vergangenen Freitag war Damai nach einer dramatischen Rettungsaktion offiziell an das Team der VIER PFOTEN Orang-Utan-Waldschule übergeben worden. Ein Tankstellenbesitzer in Benggalon hatte zuvor, während eines Gesprächs mit einem Kunden, bemerkt, wie sich plötzlich ein Sack auf dessen Motorrad bewegte. Der Kunde erzählte, dass sich darin ein kleiner Orang-Utan befände, den er gleich im Wald aussetzen wolle. Der mitfühlende Tankstellenbesitzer erklärte seinem Kunden, dass das Orang-Utan-Baby allein im Wald sterben würde und überredete ihn dazu, es ihm zu überlassen. Da er wusste, dass es illegal ist, Orang-Utans als Haustiere zu halten, übergab er das Baby der örtlichen Polizei. In Ermangelung eines Käfigs steckte diese das Baby in eine freie Gefängniszelle, bis Mitarbeiter der indonesischen Wildtierbehörde BKSDA und der Waldschule kamen, um es abzuholen.

Strenger Infektionsschutz 

„In Zeiten von COVID-19 ist die Aufnahme eines Affenwaisen eine große Herausforderung.“

Dr. Signe Preuschoft, Primatologin bei der globalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN

„Wir müssen sicherstellen, dass wir alle während der Aufnahme des Babys strengen Infektionsschutz einhalten. Als unser Team im Gefängnis ankam, hatte der kleine Orang-Utan-Junge schreckliche Angst und versuchte zu beißen und zu entkommen. Ein schneller Gesundheitscheck ergab keine offensichtlichen Gesundheitsprobleme - insbesondere keine Symptome einer Grippe und keine Verletzungen. Der Kleine trank gierig Milch aus einer Flasche, und seine Vertrautheit mit der Milchflasche lässt vermuten, dass er eine Zeit lang bei Menschen gelebt hat."

Artgemäße Unterbringung und medizinische Versorgung
Als das Rettungsteam in der Quarantänestation der Waldschule eintraf, verkroch sich Damai gleich in einem extra für ihn vorbereiteten Hängekorb, der wie ein Orang-Utan-Nachtnest mit Blättern ausgestattet war. Am nächsten Morgen aß er gekochte Süßkartoffeln, trank Milch und isotonisches Wasser und ließ eine Ganzkörperuntersuchung über sich ergehen. „Es ist gut möglich", sagt Dr. Preuschoft, „dass seine illegalen Besitzer ihn aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus aussetzen wollten. Wie wir wissen, sind viele Menschen jetzt besorgt, dass Tiere sie krank machen könnten, vor allem Wildtiere. Als Corona bekannt wurde, mussten wir die Ängste der Leute besänftigen und erklären, dass in unserer Waldschule die Orang-Utans gefährdet sind, von Menschen infiziert zu werden und nicht umgekehrt".

Vielen Menschenaffen droht ein qualvolles Leben

Damai muss sich einer Reihe von Gesundheitstests und einer Quarantäne von mindestens 60 Tagen unterziehen. Sicher ist, dass seine seelischen Wunden erst allmählich heilen werden. Das kleine Waisenkind entkam mit viel Glück dem qualvollen Leben, das vielen Menschenaffen droht: Als Darsteller einer Thaibox-Show, als Requisite für Touristenfotos oder als Haustier in einer wohlhabenden Familie, bis sie wegen ihrer Unbezähmbarkeit für den Rest ihres Lebens eingesperrt werden. In der Waldschule hingegen taucht Damai wieder in eine für Orang-Utans natürliche Umgebung ein. Er wird die Schule mindestens bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren besuchen. So lange würde es auch dauern, bis ihn seine Mutter entwöhnen würde. Während dieser Zeit wird er alles lernen, was er für ein erfolgreiches Leben in Freiheit benötigt.  

VIER PFOTEN und das Orang-Utan-Projekt

VIER PFOTEN arbeitet seit über zehn Jahren daran, traumatisierte Orang-Utan-Waisen für eine spätere Wiedereingliederung in ihren natürlichen Lebensraum in Borneo zu rehabilitieren. Nach einer Neuorganisation der lokalen Aktivitäten ist die von VIER PFOTEN finanzierte Waldschule ein Kooperationsprojekt zwischen VIER PFOTEN, dem lokalen Partner Jejak Pulang und dem indonesischen Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.vier-pfoten.de/kampagnen-themen/tierschutzzentren/orangutan-waldschule

Erste Fotos und Video-Footage: https://ftp.vier-pfoten.org/?u=B8FE2xr2&p=bfzzruQz 
Der Link ist 14 Tage gültig.

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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