animal transport

„Tiere in sehr schlechter Verfassung“: Erneut Massentötung von Rindern im spanischen Hafen Cartagena 

Behörden werden rund 1.600 Tiere euthanasieren

23.3.2021

Hamburg/Cartagena, 23. März 2021 – 1.600 Rinder, die nach einer dreimonatigen Irrfahrt an Bord der „Elbeik“ am Freitag im spanischen Hafen Cartagena angekommen sind, werden nun ebenfalls getötet. Das haben die spanischen Gesundheitsbehörden angeordnet. Die Tierärzte, die die Tiere untersucht haben, hatten zuvor festgestellt, dass sie in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung sind. Laut VIER PFOTEN berichteten sie über einen starken Gewichtsverlust, der durch das Hervortreten von Rippen und Wirbelsäule offensichtlich wurde. Außerdem waren die Tiere völlig dehydriert. Viele waren in einem apathischen Zustand und kaum in der Lage, ihre Augen zu öffnen.  

„Die EU muss sich für dieses Totalversagen verantworten. Schon während der dreimonatigen Fahrt der ,Elbeik` sind 179 Rinder gestorben und über Bord geworfen worden. Das Schiff war laut den Veterinären überladen. Daher hatten die Tiere keine Möglichkeit, sich auf einer sauberen, trockenen Fläche hinzulegen; sie standen in ihrem Kot und Urin. Im Hafen von Cartagena wurden noch einmal zehn tote Tiere an Land gebracht. Nun müssen die restlichen Tiere einen völlig unnötigen Tod sterben – und das ist sogar noch die humanste Lösung. Wir verlangen Konsequenzen aus diesen unwürdigen Ereignissen. Wie viele Tiere müssen noch gequält und getötet werden, damit die Politik endlich handelt?“

Dr. Martina Stephany, Direktorin Nutztiere und Ernährung bei VIER PFOTEN 

Damit wiederholt sich die Tragödie der erst vor kurzem in Cartagena eingelaufenen „Karim Allah“, bei der letztendlich 864 junge Bullen notgetötet werden mussten. VIER PFOTEN fordert von der EU eine gründliche Untersuchung über die jüngsten Missstände und einen sofortigen Stopp von Schiffstransporten sowie von Transporten in EU-Drittstaaten. Doch dies ist kein reines EU-Problem: Auch Deutschland hat Anteil an solchen Schiffstransporten, denn von hier werden jährlich rund 20.000 trächtige Zuchtrinder zunächst per LKW und dann per Schiff  in Drittländer verfrachtet. Zudem werden zusätzlich mehr als 20.000 Kälber pro Jahr von Deutschland nach Spanien transportiert. Dort werden sie gemästet, um danach weiter in tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten außerhalb der EU exportiert zu werden.

Im Dezember 2020 legte der Lebendtiertransporter „Elbeik“ in Tarragona ab. Die Tiere hätten eigentlich in den Nahen Osten verkauft werden sollen. Gerüchte um eine angebliche Blauzungenkrankheit an Bord vereitelten die Pläne, und so irrte das 54 Jahre alte Transportschiff drei Monate durchs Mittelmeer.

Bereits einige Tage nach Ablegen der Elbeik wussten die spanischen Behörden um den Verdacht der Tierseuche an Bord. Statt das Schiff zurück nach Europa zu ordern, dockte die Elbeik in türkischen Gewässern an und setzte so Kurs auf eine dreimonatige Tortur; denn sobald Lebendtiere aus der EU exportiert wurden, dürfen sie nicht mehr in die EU (re-)importiert werden.

VIER PFOTEN fordert ein fundamental anderes Verständnis im Umgang mit Tieren. Statt fühlende Lebewesen qualvoll über Wochen hinweg zu transportieren, sollte generell auf eine regionale Schlachtung gesetzt und Fleisch transportiert werden.

„Seit Jahren weisen wir auf Missstände bei Langstreckentransporten hin. Katastrophen wie diese sind keine Einzelfälle und können jederzeit alle Tiere betreffen, die aus der EU exportiert werden. Dieser Höhepunkt der Katastrophen muss unweigerlich zu einem Verbot der Tierexporte führen. Die EU darf nach diesen Vorfällen nicht mehr einfach zur Tagesordnung übergehen“, so Dr. Stephany

 


 

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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