Illegaler Welpenhandel boomt wie nie zuvor 

Jahresbilanz 2021: 1.839 Tiere in illegalen Transporten und Zuchten entdeckt 

3.1.2022

Hamburg, 03. Januar 2022 Eine erschreckende Bilanz: VIER PFOTEN verzeichnet für das vergangene Jahr 1.839 Tiere, die in insgesamt 211 Fällen beschlagnahmt wurden. Umfassende Recherchen der globalen Stiftung für Tierschutz verdeutlichen: Befeuert durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Heimtieren extrem hoch, sodass auch der illegale Welpenhandel im Jahr 2021 einen nie zuvor registrierten Höchststand verzeichnen muss. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden nach Zählung von VIER PFOTEN insgesamt 771 Tiere erfasst.

„Unsere Recherchen zeigen das erschreckende Ausmaß des illegalen Welpenhandels in Deutschland. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn offizielle bundesweite Statistiken zum kriminellen Geschäft mit den viel zu jungen und meist kranken Welpen gibt es nicht. 2021 wurden fast jeden Tag viel zu junge Welpen aus illegalen Transporten, Zuchten und Verkäufen entdeckt, die Zahl der Onlineangebote von Hunden sowie die Preise haben extrem zugenommen und auch immer mehr Betroffene melden VIER PFOTEN ihre Erfahrungen. All diese Beobachtungen zeigen, dass der illegale Welpenhandel so aktiv und lukrativ ist wie nie zuvor und dass es besonders jetzt nötig ist, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen. Dabei setzen wir große Hoffnungen auf die neue Regierung, die den im Koalitionsvertrag angekündigten Verbesserungen für den Onlinehandel mit Tieren und die Einführung einer verpflichtenden, bundesweiten Kennzeichnung und Registrierung für Hunde schnellstmöglich Taten folgen lassen muss. Nur so kann der illegale Welpenhandel langfristig gestoppt werden!“

Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN

Auf Online-Plattformen floriert das illegale Geschäft – Labradore, Malteser und Französische Bulldoggen besonders gefragt

Meist in Osteuropa, doch auch in Deutschland, wie jüngste Entdeckungen von VIER PFOTEN zeigten, werden die Welpen in sogenannten Vermehrerstationen regelrecht produziert. Meist viel zu jung, krank und traumatisiert, werden sie dann quer durch Europa geschmuggelt, um über Online-Plattformen und soziale Medien verkauft zu werden. Bis Mai 2021 war Deutschland im bundesweiten Lockdown. Parallel dazu ließ sich feststellen, dass auch die Anzahl der Online-Inserate für Trendrassen wie Französische Bulldoggen, Labradore und Malteser in den ersten Monaten des Jahres 2021 auf einem konstanten Niveau war. Mit dem Ende des Lockdowns stieg auch die Zahl der Online-Inserate wieder stark an. Dieser Aufwärtstrend setzte sich bis zum Ende des Jahres 2021 fort. Allein die Anzahl der Online-Inserate im Januar 2021 für Labradore verdreifachte sich bis zum Oktober 2021. Die Anzahl der Online-Inserate für Malteser und Französische Bulldoggen haben sich im selben Zeitraum fast mehr als verdoppelt.

Händler:innen verlangen häufig mehrere tausend Euro für einen Welpen 

Die Trendrassen Französische Bulldogge, Labrador und Malteser wurden online oft für mehr als 3.500 Euro angeboten. Insbesondere fällt auf, dass sich auch die unteren Preisgrenzen signifikant nach oben verschoben haben. Während die niedrigsten Preise für diese Rassen im Januar zwischen 200 und 300 Euro lagen, befanden sie sich zum Ende des Jahres 2021 Jahres zwischen 500 und 600 Euro. Die enorme Preisentwicklung hat ihren Ursprung nach Einschätzung von VIER PFOTEN zum einen in der noch immer anhaltenden und extrem hohen Nachfrage nach diesen Rassen und zum anderen in der Anpassung der kriminellen Händler:innen an den Markt. Längst werden Hunde aus dem illegalen Handel nicht mehr zum Schnäppchenpreis verkauft.  

257 Verdachtsfälle von illegalen Welpenhandel über VIER PFOTEN Meldetool

2021 wurden der globalen Tierschutzstiftung 257 Verdachtsfälle von illegalem Welpenhandel gemeldet. Betroffene und Zeug:innen informieren die globale Stiftung für Tierschutz seit Jahren über ein Meldetool, das im Frühjahr 2021 modernisiert wurde. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der gemeldeten Fälle um fast das Doppelte gestiegen (2020 wurden 132 Fälle gemeldet). Zudem betrafen allein seit April 2021 rund 80 Prozent der gemeldeten Fälle den Online-Handel. Diese Zahl untermauert, dass Kleinanzeigen-Plattformen und soziale Medien die Hauptverkaufskanäle für illegal gehandelte Welpen sind. Die Anonymität macht das illegale Geschäft mit den Welpen extrem lukrativ, denn die kriminellen Händler:innen müssen nur in den seltensten Fällen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.

Weitere Informationen zum illegalen Welpenhandel finden Sie hier.

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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