Bärenjunge in Käfig in Albanien

Kommerzieller Wildtierhandel außer Kontrolle 

VIER PFOTEN enthüllt dutzende Fälle von misshandelten und ausgebeuteten Großkatzen und Bären in Albanien // Zwei Braunbärenjunge plötzlich verschwunden

6.2.2024

Hamburg, 06. Februar 2024 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat alarmierende Beweise von Tierquälerei in Albanien festgestellt. Mehr als 27 dokumentierte Fälle belegen die Ausbeutung von Großkatzen, vor allem Löwenjungen, und anderen Wildtieren für den Handel – als Haustiere oder als Selfie-Attraktionen für lokale Geschäfte, zum Beispiel Fitnesscenter. Die private Haltung und der kommerzielle Handel von Wildtieren in Albanien werden kaum reguliert. Wildtiere werden auf Internetplattformen und sozialen Medien angeboten sowie in Musikvideos und zur Unterhaltung in Restaurants und Hotels ausgebeutet. Vier PFOTEN geht davon aus, dass Privatpersonen in Albanien Großkatzen in großem Stil züchten und mit ihnen handeln – und das ohne Lizenz. VIER PFOTEN fordert die albanische Regierung auf, schnellstmöglich gesetzgebende Verbesserungen herbeizuführen sowie ein endgültiges Verbot der privaten Haltung von Großkatzen und Bären in Albanien zu erlassen.

Ein aktueller Fall betrifft zwei aus der Wildnis stammende Bärenjungen, die illegal bei einem Hotel und Restaurant im Nationalpark Tomorr gehalten wurden. VIER PFOTEN wurde Anfang September 2023 darauf aufmerksam gemacht und forderte die lokalen Behörden auf, die Bärenjungen zu beschlagnahmen, da die Haltung gegen albanisches Recht verstößt. Die jungen Bären verschwanden jedoch, bevor sie gerettet werden konnten. Braunbären sind in Albanien eine heimische und geschützte Spezies. Sie aus der Wildnis zu entreißen und in Gefangenschaft zu halten ist illegal. VIER PFOTEN bot an, die Rettung der Bären zu unterstützen und diese in eines ihrer artgemäßen Bärenschutzzentren zu bringen. Das albanische Ministerium für Tourismus und Umwelt versäumte es jedoch, rasch zu handeln. Als Konsequenz verschwanden die Bärenjungen vom Privatgrund und ihr Schicksal und Aufenthaltsort bleiben ungewiss.

„Trotz Zusage der zuständigen Behörden, nach einer Lösung für die Bärenjungen zu suchen, ist ihr plötzliches Verschwinden nach Monaten der Untätigkeit zutiefst enttäuschend. Die Verantwortung für diesen traurigen Vorfall liegt ganz klar beim Ministerium. Es ist die Aufgabe des albanischen Staates, heimische Bären und Wildtiere zu schützen. Der jüngste Vorfall der verschwundenen Bärenjungen und ähnliche Fälle zeigen, dass ein aktiveres Handeln in Albanien notwendig ist. Neben Tierschutzbedenken bergen solche Zustände auch Risiken für die lokale Bevölkerung, die nichts von der Anwesenheit illegal gehaltener, gefährlicher Tiere in ihrer Nachbarschaft weiß. In Zusammenarbeit mit den Behörden müssen wir verhindern, dass weitere Bären und Wildtiere Opfer illegaler und grausamer Haltung werden.“

Barbara van Genne, Direktorin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN

Nachhaltige Lösungen sind notwendig, um die Ausbeutung von Wildtieren zu stoppen

VIER PFOTEN hat in den letzten Jahren beobachtet, dass das Halten von illegal gehandelten und gezüchteten Großkatzen in Südosteuropa an Popularität gewinnt. Die hohe Anzahl an Großkatzen, die sich in Albanien in privater Gefangenschaft befinden, ist äußerst besorgniserregend. VIER PFOTEN schätzt, dass aktuell 60 bis 80 Großkatzen illegal in Albanien gehalten werden – eine schockierend hohe Zahl, wenn man diese in Relation zu Albaniens Bevölkerungsgröße setzt. Die meisten Fälle von Ausbeutung, illegaler privater Haltung und Misshandlung von Wildtieren werden in den sozialen Medien entdeckt, was ihre Nachverfolgung erschwert. Informationen zufolge sind nicht nur die zwei Bärenjungen aus dem Nationalpark Tomorr spurlos verschwunden, sondern es fehlen auch Informationen zum Schicksal vieler Großkatzen. VIER PFOTEN vermutet in Albanien ein internationales Netzwerk für legalen und illegalen Handel mit Verbindungen zu anderen Ländern, vor allem Serbien. VIER PFOTEN hat alle Fälle und Bedenken mehrmals mit dem zuständigen albanischen Ministerium geteilt und kaum Reaktion dazu erhalten.

„Seit 2018 kämpfen wir gegen die grausame Haltung, Zucht und den illegalen Handel von Tigern in der Europäischen Union. Die EU-Richtlinie für den Tigerhandel, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, ist dabei ein wichtiger Schritt zur Kontrolle der illegal gehaltenen und gehandelten Tiger, sobald diese von aktuellen und zukünftigen Mitgliedsstaaten adaptiert wird. Zudem kann es positiven Einfluss auf Maßnahmen gegen den illegalen Handel anderer Spezies nehmen. Wir fordern die albanischen Behörden dazu auf, ein lokales Wildtierschutzzentrum zu errichten, um das Durchsetzen von Gesetzen und die Unterbringung von beschlagnahmten Wildtieren zu ermöglichen“, sagt van Genne.

Weitere Informationen über den Einsatz von VIER PFOTEN für Wildtiere finden Sie hier

Eine Auswahl an Fotos der Bären vor ihrem Verschwinden finden Sie hier

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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