Das müssen Verbraucher:innen beim Kauf tierischer Produkte wissen
Das müssen Verbraucher:innen beim Kauf tierischer Produkte wissen
Hamburg, 06. Februar 2023 – Weniger Tierleid durch den Lebensmitteleinkauf beim Hofladen oder dem „Schlachter von nebenan“? VIER PFOTEN gibt wertvolle Tipps für Konsument:innen, die Alternativen zu den Supermarktprodukten aus konventioneller Haltung suchen und informiert, worauf sie achten müssen. Denn der Einkauf beim regionalen Anbieter steht nicht immer automatisch für weniger Tierleid. Wer Tiere in der Landwirtschaft am effektivsten schonen möchte, verzichtet komplett auf Produkte tierischen Ursprungs.
Wer fragt, gewinnt Tierwohl
Wollen Kund:innen die potenziellen Vorteile eines regionalen Schlachters nutzen, sollten sie sich jeweils nach den Haltungsbedingungen der Tiere erkundigen. VIER PFOTEN hat dafür eine Checkliste mit allen Fragen, die Verbraucher:innen beachten müssen, erarbeitet. So sollte der regionale Schlachter beispielsweise die Höfe benennen können, von denen er die Tiere bezieht, die er schlachtet. Die Betriebe sollten in der Region angesiedelt sein, um lange Tiertransporte auszuschließen. Auch bei regionalen Bauernhöfen und Hofläden sollten Konsument:innen immer genau nachfragen.
Als Hofladen wird ein Geschäft bezeichnet, das direkt an einen landwirtschaftlichen Betrieb angeschlossen ist und in dem Produkte vom Hof verkauft werden. Dazu Dr. Nora Irrgang: „Viele Hofläden werben mit Produkten tierischen Ursprungs vom eigenen Betrieb. Allerdings ist die Nachfrage mitunter größer als das Angebot, sodass Produkte zugekauft werden müssen. Doch diese sind nicht immer aus der Region und weisen manchmal nur geringe Tierwohlstandards auf. Hier sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher erkundigen, ob wirklich alle angebotenen tierischen Produkte vom eigenen Hof stammen und unter welche Haltungsstandards die Tiere dort gehalten wurden.“
Allgemein gilt: je transparenter ein Hof, desto besser. Höfe, die Fragen zur Haltung und Schlachtung der Tiere gerne detailliert beantworten und bereit sind, unter den einzuhaltenden Hygienemaßnahmen ihre Ställe und Tiere zu zeigen, bemühen sich meist auch um tiergemäßere Haltungen. Merkmale einer besseren Schweinehaltungen sind zum Beispiel, dass die Liegeflächen mit Stroh eingestreut sind, die Schweine einen intakten Ringelschwanz haben, es Auslaufmöglichkeiten gibt und ob sich in der Sauenhaltung die Ferkel sowie die Muttersau frei bewegen können und nicht in einem körperengen Metallkäfig, dem sogenannten Kastenstand, gehalten werden. In der Rinderhaltung sollten sich Konsument:innen nach der Aufzucht der Kälber erkundigen. Derzeit noch selten, aber die einzig artgemäße Aufzucht, ist hier die sogenannte muttergebundene Kälberaufzucht. Bei dieser bleiben die Kälber bei ihren Müttern und werden diesen nicht kurz nach der Geburt weggenommen. Bei Milchkühen und bei Mastrindern sollte der Stall ebenfalls eingestreute Liegeflächen anbieten. Milchkühe sollten in den Sommermonaten Weidegang haben und für Mastrinder sollte mindestens ein Auslauf verfügbar sein.
Schlachtung
Ein weiterer Punkt ist die Schlachtung: „Denn auch Tiere aus Biohaltung können einen langen Tiertransport hinter sich haben. Das bedeutet immensen Stress für die Tiere. Am besten ist eine sogenannte mobile Schlachtung direkt auf dem Hof, bei der den Tieren das stressige Verladen, die quälenden Transporte und der Aufenthalt in der Schlachterei erspart bleiben.
Für Konsument:innen, die etwas Zeit investieren und die die richtigen Fragen stellen, kann der viel zitierte „Schlachter von nebenan“ oder der Hofladen tatsächlich eine sinnvolle Alternative zu den Produkten tierischen Ursprungs aus dem Supermarkt sein. VIER PFOTEN empfiehlt allerdings das 3R Prinzip. Dabei sollten tierische Produkte aufs möglichste reduziert werden (Reduce). Wenn tierische Produkte konsumiert werden, sollten tierfreundlich hergestellte Produkte ausgewählt werden (Refine). Pflanzliche Alternativen sollten tierische Produkte dabei größtenteils ersetzen (Replace). Denn der beste Tierschutz ist es, keine tierischen Erzeugnisse zu kaufen – nur so werden Tierqual und der Tod fühlender Lebewesen sicher ausgeschlossen.
Hier geht es zur Checkliste von VIER PFOTEN.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.
Unsere Expertin für Tiere in der Landwirtschaft, Dr. Nora Irrgang,
steht für Interviews zur Verfügung.
Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.