Feuerwerk

„Mein Tier reagiert überhaupt nicht auf Feuerwerk“

VIER PFOTEN entlarvt die häufigsten Scheinargumente für Silvesterknallerei und führt Kampagne gegen Böller 

18.12.2025

Hamburg, 18. Dezember 2025  Wenn die Fans der Silvesterknallerei ihr Recht auf Böllerei gefährdet sehen, wird argumentativ schnell scharf geschossen. Die globale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN zeigt, dass die „guten Gründe“ für die Knallerei nichts als heiße Luft sind und fordert eine böllerfreie Zeit rund um den Jahreswechsel, um Heim- und Wildtiere zu schützen. 

„Es gibt keinen Grund für Tierqual aus Tradition. Wenn das eigene Hobby oder ein Brauchtum dazu führt, dass Tiere leiden, dann ist dies kein legitimer Grund, fühlenden Lebewesen Schaden zuzufügen.“

Gerald Neubauer, Campaigner VIER PFOTEN Deutschland

Die globale Tierschutzstiftung hat am 15. Dezember die Aufklärungskampagne „Für Dich der Himmel. Für sie die Hölle“ gegen Silvesterknallerei gestartet. Für den größten Teil der Heim- und aller Wildtiere ist das Zünden lauter Feuerwerkskörper eine immense Belastung, die zu Stress und Fluchtreaktionen führt. VIER PFOTEN nimmt die fünf häufigsten Ausreden unter die Lupe, mit denen die Knallerei legitimiert werden soll.

Ausrede 1: „Mein Tier reagiert überhaupt nicht auf Feuerwerk oder schaut sogar interessiert zu. Daher kann Feuerwerk für Tiere kein Problem darstellen.“

Studien haben ergeben, dass Heimtiere unterschiedlich intensiv auf die Licht- und Knalleffekte von Feuerwerk reagieren. Manche Heimtiere können mit entsprechendem Training lernen, den durch Feuerwerk entstehenden Lärm zu ertragen. Doch das ist nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern auch der Rasse, des Alters oder der Vorgeschichte. Jedes Tier zeigt seine Angst anders: Manche fangen an zu zittern und zu hecheln, andere verstecken sich. Aber auch wenn das eigene Tier kein offensichtliches Stressverhalten zeigt, unterschätzen Tierhalter:innen oft die Auswirkungen von Raketen- und Böllerlärm. Eine Studie stellt fest, dass etwa 52 Prozent der Hunde Angstreaktionen aufgrund von Feuerwerk zeigen. In Deutschland wären das rund fünf Millionen Hunde, die Jahr für Jahr unter dem Lärm von Feuerwerk leiden.

Ausrede 2: „Feuerwerk wird nur wenige Stunden lang gezündet. Das ist nicht schlimm.“ 

Auch wenn sich der größte Teil der Lärmbelastung auf einige Stunden rund um Mitternacht erstrecken soll, so ist es leider traurige Realität, dass durch den privaten Verkauf von Feuerwerkskörpern bereits ab dem ersten Verkaufstag der Lärmpegel ansteigt und noch einige Tage im neuen Jahr weiterhin Feuerwerk abgebrannt wird. Laut einer Studie kehren zwar 75 Prozent der Tiere bis zum nächsten Tag wieder zu einem normalen Verhalten zurück. 10 Prozent brauchen jedoch einen weiteren Tag zur Erholung, 12 Prozent eine Woche und drei Prozent teils Monate, bis sie sich von den traumatischen Erfahrungen erholten. 

Ausrede 3: „Wildtiere leben doch nur im Wald, wo niemand Feuerwerk zündet.“ 

Es gibt Tiere, die inzwischen explizit in der Stadt leben, etwa Eichhörnchen, Füchse, Vögel oder sogar Wildschweine, und die sich dem Leben hier angepasst haben. Trotzdem zählen diese Tiere zu den Wildtieren. Nicht alle Wildtiere leben daher weit genug von den Ballungszentren, sodass sie nicht durch die Silvesterböller gestört werden. Wir Menschen dringen immer mehr in den Lebensraum der Wildtiere ein, etwa durch Siedlungen direkt am Wald. Auch Wildtiere, die direkt in den Städten leben, leiden unter den Böllern. Es löst bei ihnen Fluchtreaktionen aus; die Tiere können in Panik vor Autos laufen oder werden von ihren Schlafplätzen vertrieben. Die Flucht kostet die Tiere Energie, die sie eigentlich fürs Überleben im Winter nutzen müssen. 

Ausrede 4: „Wildtieren macht das Feuerwerk nichts aus. Sie erholen sich schnell.“

Wildtiere zeigen ganz klar Reaktionen auf das Feuerwerk zum Jahreswechsel. Eine Studie belegt, dass die untersuchten Vögel während der Dauer des Feuerwerks eine deutlich erhöhte Herzfrequenz von bis zu 175 Schlägen pro Minute zeigten, bei einer Frequenz von nur 50 Schlägen im ruhigen Zustand. Ein klares Zeichen von Angst und Stress. Der Einsatz von Pyrotechnik ist in der Vergrämung von Vögeln an Flughäfen ein häufig eingesetztes, weil wirksames Mittel. Eine Untersuchung zeigt, dass Wildgänse, aufgeschreckt durch gezündetes Feuerwerk, bis zu 500 Kilometer weit flohen. Da im Dezember die meisten Wildtierarten in Winterruhe oder Winterschlaf sind, bedeutet jede Flucht auch den Verbrauch von dringend benötigten Energiereserven, die nicht ohne weiteres wieder aufgebaut werden können. 

Ausrede 5: „Auf deutschen Übungsplätzen gibt es mehr seltene Tierarten als anderswo, obwohl dort ständig geschossen wird.“

Diese Plätze werden das ganze Jahr über genutzt, sodass sich Wildtiere an die Geräuschkulisse gewöhnen können. Zudem haben die Tiere die Möglichkeit, dem Lärm aus dem Weg zu gehen. Zum Schutz der Tiere sind auf diesen Gebieten ausreichend Rückzugsflächen eingerichtet. Aber auch durch neue Technik sowie kleinere Truppengröße nimmt die Lärmbelastung durch übende Truppen ab. 

VIER PFOTEN hat ein Silvester-Meldetool eingerichtet, in dem Betroffene ihre Erlebnisse schildern können. 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Haustiere, Tiere in der Landwirtschaft und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Kambodscha, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, dem Vereinigten Königreich und Vietnam sowie 13 Wildtier-Schutzzentren und Partnerprojekten weltweit sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

www.vier-pfoten.de

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