Verwaltungsgericht Osnabrück setzt qualvollen Lebendtransport von Rindern nach Marokko durch
Statement von VIER PFOTEN zur Entscheidung des Verwaltungsgerichts Osnabrück, dem Eilantrag eines Rindertransportunternehmens stattzugeben
Hamburg, 12. Dezember 2023 – Der Landkreis Emsland untersagte auf Anweisung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums den Transport lebender Rinder nach Marokko. Dagegen stellte ein Rindertransportunternehmen einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Osnabrück. Trotz des unsäglichen Leids der 105 trächtigen Rinder gab das Verwaltungsgericht dem Eilantrag statt und verpflichtet den Landkreis, die vorgelegten Fahrtenbücher abzustempeln, um damit den Transport abzufertigen. Sollte es bis zu den geplanten Transporten am 18. und 19.12.2023 keine anderslautende Entscheidung des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts geben, ist das Schicksal der Tiere besiegelt. VIER PFOTEN äußert sich wie folgt dazu:
Am 8.12.2023 hat das Verwaltungsgericht Osnabrück einem Eilantrag eines Transportunternehmers stattgegeben und den Export von 105 Rindern nach Marokko für genehmigungspflichtig erklärt. Der niedersächsische Erlass, der vor Kurzem herauskam, verbietet den Export von Rindern in 17 sogenannte tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten, darunter Marokko, aus Gründen der hohen Wahrscheinlichkeit der betäubungslosen Schlachtung dieser Tiere. Der Beschluss (2 B 38/23) des Osnabrücker Verwaltungsgerichts ist noch nicht rechtskräftig und kann binnen zwei Wochen nach Zustellung mit der Beschwerde vor dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht angefochten werden.
Tiertransporte aus Deutschland
Jedes Jahr werden Zehntausende Rinder von Deutschland aus in EU-Länder und in weit entfernte Drittstaaten wie Algerien, Marokko oder nach Ägypten transportiert. Die Tiere leiden tage- bis wochenlang unter Hitze oder Kälte, Durst, Hunger, Verletzungen, Stress und Angst. Vorgeschriebene Pausen werden nicht eingehalten, kaum ein Transport wird kontrolliert. Außerhalb der EU kann die Einhaltung des Tierschutzgesetzes gar nicht mehr überprüft werden. Verstöße gegen geltendes Recht sind an der Tagesordnung. Bei Schiffstransporten werden die Tiere gewaltsam in die Schiffe ein- und ausgeladen, immer wieder werden ihnen dabei Knochen und Gliedmaßen gebrochen. Wochenlang sind die Tiere auf dem Meer, viele von ihnen sterben unterwegs an Erschöpfung. Tierärzt:innen sind nicht an Bord. Verstorbene Tiere werden über Bord geworfen, was in der Vergangenheit bereits die öffentliche Gesundheit gefährdet hat. Der Transport auf Schiffen gilt als Pausenzeit und fließt nicht in die Transportzeit ein. Am Zielort werden die Tiere meist ohne Betäubung auf grausame Art getötet.
VIER PFOTEN setzt sich für ein Tierschutzgesetz ein, das Tiere wirklich schützt. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.