
Brandenburg: Tiger nach 15 Jahren im Zirkus gerettet
Tier- und Artenschutzorganisationen fordern ein Verbot von Wildtieren im Zirkus
Berlin/Brandenburg, 24. April 2024 – Am Dienstag rettete die europäische Tierschutzorganisation AAP (Animal Advocacy and Protection) Tiger Tonga, der jahrelang für Zirkusauftritte und Zucht missbraucht wurde. Viele andere Tiere leiden jedoch weiter im Zirkus. Daher fordern AAP, Deutscher Tierschutzbund, IFAW (International Fund for Animal Welfare), PETA Deutschland, Pro Wildlife und VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz ein generelles Verbot von Wildtieren in Zirkussen. Die derzeitige Novellierung des Tierschutzgesetzes könnte ein solches Verbot festlegen.
Ein Tiger gerettet, etliche leiden weiter in Zirkussen
Seit über 15 Jahren bedeutet der Stock des Dompteurs, dass Tiger Tonga jetzt seine Show abliefern muss: Posieren, Ball fangen, Schoßkätzchen sein. Sein Nachwuchs wurde ihm entrissen und an den Meistbietenden verkauft. Mit der Übergabe des Tigers an AAP endet dieses Martyrium. Tonga ist das letzte Wildtier auf einem „Erlebnisbauernhof“, die Halter haben ihn nun freiwillig abgegeben. Jetzt kommt er in die Auffangstation von AAP in Spanien.
David van Gennep von AAP appelliert an die Politik: „Tongas Geschichte ist nur eine von vielen. Unzählige Wildtiere leiden immer noch in Zirkussen. Es braucht jetzt bessere Gesetze zum Schutz von Wildtieren im Zirkus.“
89 Prozent der von AAP aus Zirkussen geretteten Tieren sind krank, verletzt oder verhaltensgestört
In einer Untersuchung von 73 Tieren aus ehemaliger Zirkushaltung bei AAP zwischen 2015 und 2021 zeigten 89 Prozent mindestens ein gesundheitliches Problem oder eine Verhaltensstörung. James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund erklärt: „Im Zirkus sind Tiere durch Transporte über weite Strecken, unzureichende Unterbringung und erzwungene Interaktionen mit Menschen oft besonders belastet.“
„Tiere wie Tonga sind daher besonders anfällig für Verhaltensstörungen oder gesundheitliche Probleme. Großkatzen werden in europäischen Zirkussen oftmals gewaltsam die Krallen entfernt. Andere Tiere verletzen sich aufgrund von Stress immer wieder selbst“, ergänzt Dr. Yvonne Würz von PETA Deutschland.
Deutschland braucht ein neues Tierschutzgesetz
Obwohl viele dieser Probleme bekannt sind, gibt es hierzulande nach wie vor keinen rechtlichen Schutz für Wildtiere im Zirkus.
Mittlerweile erkennt auch die Bundesregierung, dass das Wohlergehen von Wildtieren im Zirkus nicht sichergestellt werden kann. Im Entwurf eines neuen Tierschutzgesetzes wird daher das Verbot einiger Tierarten geplant. Großkatzen gehören ebenfalls dazu.
„Dieser erste Schritt ist wichtig, aber unzureichend. Die meisten Tierarten bleiben erlaubt und so können Zirkusse einfach auf andere Arten ausweichen. Diese müssen dann weiterhin unter den katastrophalen Umständen und Haltungsbedingungen leiden,“ betont Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Daher ist jetzt die Zeit zu handeln und den Entwurf des Tierschutzgesetzes zu verbessern. Denn nur ein vollständiges Verbot von allen Wildtieren im Zirkus hilft, um sie wirklich zu schützen.”
Ein neues Leben für einen alten Tiger
In wenigen Stunden kommt der Tiger bei AAPs Auffangstation in Spanien an. Hier wird er gründlich untersucht und verbringt die ersten Wochen in einer Quarantänestation. In dieser Zeit kann sich Tonga an sein neues Zuhause gewöhnen und sein Verhalten beobachtet werden. Im Anschluss zieht der Tiger in eines der Außengehege, wo er endlich ein artgerechtes Leben führen kann.

Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Haustiere, Tiere in der Landwirtschaft und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Kambodscha, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, dem Vereinigten Königreich und Vietnam sowie 13 Wildtier-Schutzzentren und Partnerprojekten weltweit sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.