VIER PFOTEN protestiert gegen Rindertransport nach Marokko 

528 trächtigen Rindern steht ungewisses Schicksal bevor 

26.5.2021

Hamburg/Messingen, 25. Mai 2021 – Mit rund zwanzig Teilnehmer:innen verschiedener Organisationen versuchte VIER PFOTEN heute den Transport von 528 trächtigen Rindern vom niedersächsischen Messingen nach Marokko zu verhindern. Der Transport sollte ursprünglich im Laufe dieser Woche stattfinden,  sodass VIER PFOTEN davon ausgeht, dass die Tiere trotz des Verbots von Niedersachsens Ministerin Otte-Kinast in Kürze abgefertigt werden. Während der Aktion fuhr zwar kein Transportfahrzeug auf das Gelände, dies kann jedoch noch jeden Moment geschehen. Nach VIER PFOTEN Informationen hat der Landkreis Emsland zwar inzwischen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg eingereicht, diese jedoch nicht hinreichend begründet. Unklar ist, ob der Landkreis beim OVG Lüneburg in diesem Zuge auch um eine aufschiebende Wirkung (einen sogenannten Hängebeschluss) gebeten hat. Damit könnte der Transport der Tiere bis zur Entscheidung des OVG Lüneburg verhindert werden. Bei dem Transport sollen Rinder aus verschiedenen Bundesländern nach Marokko gehen – denn außer in Niedersachsen bestehen in fast allen anderen Bundesländern bestimmte Vorgaben, die Tiertransporte in Drittstaaten de facto verhindern.

„Wir sind erschüttert, dass nach wie vor der Transport von über 500 trächtigen Rindern trotz aller Appelle und Verbote – auch seitens der niedersächsischen Ministerin Otte-Kinast – noch nicht sicher auszuschließen ist. Ganz im Gegenteil: Wir rechnen fest damit, dass die Tiere in Kürze auf ihre Höllenfahrt nach Marokko geschickt werden. Die unzureichende Beschwerde des Landkreises Emsland gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Welch ein Hohn, dass trotz des sogenannten Staatsziels Tierschutz immer noch Tiere tausende Kilometer, hunderte Stunden, tage- und wochenlang auf Transporten leiden müssen, um im Drittland auf grausame Weise ohne Betäubung geschlachtet zu werden – nur zum Profit der Unternehmen. Mit unserem Protest setzen wir heute ein Zeichen, dass wir dieses ausbeuterische System nicht länger tolerieren. Es braucht endlich ein Umdenken, einen systemischen Wandel – dazu zählt ein respektvoller Umgang mit jedem Lebewesen. Und der ist ohne Frage bei Tiertransporten in Drittländer nicht gegeben.“

Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Tiertransporte bei VIER PFOTEN

VIER PFOTEN fordert von Bundesministerin Julia Klöckner, umgehend 
ein bundesweites Transportverbot lebender Tiere in bestimmte Drittstaaten durchzusetzen. Dass dies rechtlich machbar wäre, hatte die globale Tierschutzstiftung jüngst in einem Rechtsgutachten belegt. 

Hintergrundinformationen

Nach dem Eilantrag des betroffenen Zuchtunternehmens hatte das Verwaltungsgericht Osnabrück am vergangenen Freitag entschieden, dass der entsprechende Transport von 528 trächtigen Rindern abgefertigt werden muss. Niedersachsens Ministerin hatte sich bereits im Vorfeld gegen diesen Transport ausgesprochen und nun den Landkreis aufgefordert, gegen den Beschluss beim zuständigen Oberverwaltungsgericht Lüneburg unverzüglich Beschwerde einzureichen. Nach VIER PFOTEN Informationen ist der Landkreis dieser Aufforderung nur rudimentär nachgekommen. Ob der Landkreis zudem um eine aufschiebende Wirkung (einen sogenannten Hängebeschluss) gebeten hat, ist derzeit noch unklar. Mit solch einem Hängebeschluss wäre zumindest der Transport der Tiere aufgeschoben, bis die Entscheidung des OVG Lüneburg vorläge. Bislang liegen VIER PFOTEN keine Informationen vor, dass der Landkreis dies getan hat, sodass zu befürchten ist, dass die Tiere voraussichtlich wie ursprünglich geplant heute und in den folgenden Tagen auf die Höllenfahrt geschickt werden. VIER PFOTEN möchte dies verhindern. 

Bereits im Vorfeld hatte sich die globale Tierschutzorganisation an die Ministerin sowie die abfertigenden Behörden gewandt. Die Entscheidung vom VG Osnabrück am Freitag, dem 21.05., war im Interesse der Wirtschaft anstelle des Wohls der Tiere ausgefallen und wird mit einem Fehlen der konkreten Gefahr für die Tiere begründet. Dabei wird seit Jahrzehnten von Tierschutzorganisationen und Journalist*innen dokumentiert, dass Tiere, die in tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten verschickt werden, extremen Leiden ausgesetzt sind. Die Tiere werden mehrere tausende Kilometer weit transportiert, leiden Hunger, Durst, Angst und Panik. Viele von ihnen verletzen sich auf der Fahrt, einige sterben. In den Drittländern wie Marokko erwartet die Tiere eine äußerst brutale Behandlung und eine betäubungslose Schlachtung mit einem bis zu 30 Minuten dauernden Todeskampf. Dies ist nach deutschem und auch europäischem Recht verboten und entspricht in keiner Weise dem Staatsziel Tierschutz. 

Besonders kritisch zu hinterfragen ist, wieso Gerichtsentscheide immer wieder zugunsten der Transportunternehmen und zum Leidwesen der Tiere ausfallen. VIER PFOTEN wird mit sämtlichen Mitteln versuchen, die Abfertigung dieser Tiere zu verhindern und damit ein Zeichen im Namen der Tiere setzen.  

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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