Gericht entscheidet: Schimpanse Robby muss zunächst im Circus Belly bleiben

VIER PFOTEN enttäuscht über Entscheidung des Verwaltungsgerichts Lüneburg

4.12.2015

Lüneburg / Hamburg, 4. Dezember 2015 – Das Verwaltungsgericht Lüneburg gab heute dem Antrag des Circus Belly statt, dass der Schimpanse Robby bis zum Urteil im Hauptsacheverfahren im Zirkus bleiben muss. Das Gericht stellte in seinem Beschluss allerdings auch fest, dass insbesondere die Einzelhaltung des Schimpansen in dem Zirkusunternehmen tierschutzwidrig ist und nicht den geltenden Vorgaben genügt wird. Robby sollte nach dem Willen des zuständigen Veterinäramtes spätestens bis zum 31. Dezember 2015 in eine spezialisierte Auffangstation für Schimpansen umziehen, dies wird nun zunächst nicht passieren.

Die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN zeigt sich bestürzt über den Beschluss des Gerichts. Seit über 30 Jahren muss Robby mit dem Circus Belly auf Tour gehen. Die meiste Zeit verbringt er in einem winzigen Anhänger oder einem kargen Außengehege. Artgenossen hat Robby nie kennengelernt. Doch weltweit konnten bereits hunderte von Schimpansen nach einem Leben in nicht artgerechten Umständen, einschließlich Einzelhaltung, erfolgreich resozialisiert werden.

„Wir sind enttäuscht, dass das Gericht dem letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus ein Leben außerhalb des Zirkuskäfigs fürs Erste verweigert hat. Dass Robby als Handaufzucht und nach Jahrzehnten ohne Artgenossen keine Verhaltensstörungen haben soll, spricht allen bisherigen Erfahrungen Hohn. Sollte Robby kastriert worden sein, würde dies seine Resozialisierungschancen keineswegs mindern. Im Gegenteil, manche Menschenaffen zeigen nach einer Kastration verringerte Aggressionsbereitschaft und können einfacher mit Artgenossen zusammengeführt werden.“

Thomas Pietsch (46), Wildtierexperte bei VIER PFOTEN

Die Überführung von Robby in ein artgemäßes Leben wäre ein wichtiges Signal an die Bundesregierung gewesen. VIER PFOTEN fordert endlich ein umfassendes Wildtierverbot im Zirkus. Neben Robby geht auch für hunderte Tiger, Giraffen und Elefanten das Leiden weiter. Sie leben auf engstem Raum, werden stundenlang von A nach B transportiert und haben keine Möglichkeit, ihr arttypisches Verhalten auszuleben. VIER PFOTEN appelliert an die Bundesregierung, der langjährigen Forderung von Bundesrat, Bundestierärztekammer und nicht zuletzt der deutschen Bevölkerung endlich nachzukommen und die Wildtierhaltung in Zirkussen bundesweit zu verbieten.

VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Haustiere, Tiere in der Landwirtschaft und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Kambodscha, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, dem Vereinigten Königreich und Vietnam sowie 13 Wildtier-Schutzzentren und Partnerprojekten weltweit sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

www.vier-pfoten.de

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