Bärin Dushi in Müritz

#BEHINDTHESCENES IM BÄRENWALD MÜRITZ

Tierpflegerin Bianca Wöhlke gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der deutschen Bärenauffangstation

27.4.2022

Der BÄRENWALD Müritz bietet Bären, die nicht mehr ausgewildert werden können, ein artgemäßes Zuhause. Um mehr über die tägliche Arbeit in dem Schutzzentrum zu erfahren, haben wir Tierpflegerin Bianca Wöhlke interviewt, die seit vier Jahren Teil der VIER PFOTEN Familie ist. In diesem Interview gibt Bianca uns einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen!

Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag aus? 

Gleich am Morgen bereiten wir die Medikamente für die Bären vor. Das können Tabletten gegen mögliche Schmerzen sein oder Medikamente, die den Bewegungsapparat der Bären unterstützen. Danach stehen die Fütterung der Bären und die Reinigung ihrer Gehege auf dem Tagesplan. Dies nimmt einen großen Teil der morgendlichen Arbeit ein und dauert bis etwa 13 Uhr. Normalerweise esse ich mit meinen Kollegen zu Mittag, was sehr schön ist. Wir sprechen über die Arbeit, die in den nächsten Tagen zu erledigen ist. Und gleichzeitig kann ich ein leckeres Mittagessen genießen, das meine Kollegen in unserem Bio-Bistro frisch zubereitet haben. Am Nachmittag wird das Futter für den nächsten Tag vorbereitet. In der Sommersaison gibt es eine zusätzliche zweite Fütterung für alle Bären. Und je nachdem, was ansteht und wie viel Zeit ist, gibt es für mich als Tierpflegerin eine Menge zu tun, wie zum Beispiel das Training der Bären, das Führen des Trainingstagebuchs, das Reinigen der Gehege, das Säubern der Teiche in den Gehegen, das Aktualisieren der Fütterungsprotokolle oder auch das Bestellen des Bärenfutters bei den Lieferanten.

Wie viele Tiere leben in dem Schutzzentrum?

Derzeit leben hier 14 Braunbären. (Stand April, 2022)

Was ist das ungewöhnlichste Erlebnis, das Sie bei Ihrer Arbeit im BÄRENWALD Müritz hatten?

Das Training mit den Bären ist für mich eine ungewöhnliche und faszinierende Erfahrung. Schließlich kommen wir als Tierpfleger ziemlich nah an die großen und potenziell gefährlichen Tiere heran. Ich bin jedes Mal wieder beeindruckt von den großen, starken Bären, die beim Training auf mich hören. Ich gebe ein Kommando und sie befolgen es. Es ist einfach jedes Mal faszinierend. Balou, unser größter Bär, öffnet auf mein Kommando hin sein Maul - das war für mich ein besonderes und unvergessliches Erlebnis.

Was macht Ihren Job zu etwas Besonderem?

Die Arbeit mit den manchmal sehr traumatisierten Bären, die hier in unserer Auffangstation endlich ein gutes und artgemäßes Leben führen können. Das ist eine Lebensaufgabe, die ich gerne mache.

Was ist einer der erfreulichsten oder denkwürdigsten Aspekte Ihrer Arbeit?

Ein Teil meiner Arbeit besteht ja darin, mehr über Bären zu erfahren, insbesondere über ihre Vergangenheit, die zu bestimmten Verhaltensweisen in der Gegenwart führt. Bei einer Untersuchung von Dushi haben wir zum Beispiel entdeckt, dass sie Projektilteile in ihrem Körper herumträgt. Das führt mir immer wieder vor Augen, wie grausam Menschen zu Tieren sein können.  Und gleichzeitig ist es für mich schön zu sehen, wie sehr die Menschen auf der anderen Seite in der Lage sind, sich für Tiere einzusetzen und sich um sie zu kümmern, so wie wir es in der Auffangstation tun.

Was ist einer der herausforderndsten Aspekte der Arbeit mit Tieren/der Arbeit in der Auffangstation?

Um es mit einem Augenzwinkern zu sagen: Dass man das Verhalten der Bären nicht zu sehr übernimmt - nämlich, dass man nicht wie die Bären im Herbst zunimmt und dann in den Winterschlaf geht.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie zu VIER PFOTEN kamen?

Ich habe im Sirius Wildtierpark in Brandenburg gearbeitet. Davor habe ich meine Ausbildung als Tierpflegerin im Zoo Ueckermünde am Stettiner Haff gemacht. 

Was gefällt Ihnen an der Arbeit im BÄRENWALD Müritz am besten?

Das Bärentraining, das fasziniert mich sehr und macht mir viel Freude. Die Tierdressur ist etwas Besonderes.

Haben Sie ein Lieblingstier in der Wildtierstation? Wenn ja, warum?

Das ist die schwierigste Frage von allen. Ich habe nicht einen Lieblingsbären, ich liebe alle unsere 14 Bären mit ihren oft so unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteren.

Wie hat Ihre Arbeit im BÄRENWALD Müritz Ihr Leben verändert und Ihre Familie/Freunde/Umfeld beeinflusst?

Ich habe meinen Beruf bewusst gewählt, ich liebe meinen Job, ich bin von klein auf mit Tieren aufgewachsen und ich liebe es, mich um sie zu kümmern. Durch meine Arbeit in unserem BÄRENWALD Müritz hat sich mein Blick auf die Haltungsbedingungen in anderen Zoos und Tierparks verändert: Ich sehe manches jetzt skeptischer. Meine Familie teilt inzwischen meine Faszination für Bären. Meine Mutter liebt unseren Bären Luna und schaut sich jedes Video an, das wir auf unseren Social-Media-Kanälen über unsere Tiere posten.

Was machen Sie gerne außerhalb der Arbeit? Wofür interessieren Sie sich leidenschaftlich?

Ich hänge sehr an meiner Familie. Ich unterstütze meine Familie sehr, wir haben einen kleinen Bauernhof, es gibt viel zu tun und jede Hand, auch meine, wird gebraucht. Wir sind Selbstversorger. Das finde ich toll, und ich arbeite gerne dort. Wir können uns fast das ganze Jahr über mit den Lebensmitteln versorgen, die wir selbst anbauen. Tomaten aus unserem eigenen Gewächshaus schmecken ganz anders als aus dem Laden. Und wenn man Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten haben will, muss man dafür arbeiten - auch wenn man eigentlich schon längst Feierabend oder ein freies Wochenende hat.

Bär Luna im BÄRENWALD Müritz

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