Wolle gehört zu den am häufigsten verwendeten tierischen Fasern in der Mode. Doch ein Großteil der weltweit verwendeten Merinowolle steht immer noch direkt mit einer Praxis in Verbindung, bei der über 10 Millionen Lämmer jedes Jahr großes Leid erfahren: der Lämmerverstümmelung (Mulesing). 

Mit dem Report „Das Leid hinter den Labels: Wie Modeunternehmen Verbraucher:innen über Lämmerverstümmelung im Dunkeln lassen“ legt VIER PFOTEN offen, wie Modeunternehmen heute über dieses Thema informieren – und wo entscheidende Transparenzlücken bestehen. Für diesen Bericht hat VIER PFOTEN 102 Modemarken aus verschiedenen Preissegmenten und aus elf Ländern analysiert, darunter 20 deutsche Unternehmen. 

Lesen Sie hier den Report in voller Länge:

Die Lämmerverstümmelung (Mulesing) ist eine routinemäßige Praxis in Australien, dem Hauptproduzenten von Merinowolle. Lämmern werden im Alter von 2–12 Wochen, meist ohne Betäubung, handtellergroße Hautstücke am Hinterteil herausgeschnitten, um den Befall mit Fliegenmaden zu verhindern. Diese Methode verursacht enormen Stress, Schmerzen und Angst. Oft treten Komplikationen bei der Wundheilung auf und viele Tiere verenden an den Folgen des Eingriffs.  
 
Australien ist das einzige Land, das die tierquälerische Praxis der Lämmerverstümmelung noch zulässt. 80 % der weltweit für Bekleidung verwendeten feinen Merinowolle stammen von dort. 

Von der australischen Wolle sind lediglich 20 % als „frei von Lämmerverstümmelung“ deklariert. Somit stehen 80 % mit dieser Praxis in Verbindung – obwohl es längst tierfreundliche Alternativen gibt.

Mehr als die Hälfte der global in der Mode verwendeten Wolle kommt von verstümmelten Schafen, was leider auch die Mehrheit der Merinowollartikel in Deutschland betrifft.

Eine von VIER PFOTEN in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage zeigt: 85 % der Menschen in Deutschland, stimmen der Aussage zu, dass Modeunternehmen Wolle aus Lämmerverstümmelung konsequent ausschließen sollten – sobald die Befragten über die Hintergründe der Praxis informiert wurden. 

Doch die Realität in vielen Geschäften und Online-Shops sieht anders aus: 
Viele Unternehmen kommunizieren unklar oder gar nicht darüber, woher ihre Wolle kommt und ob die Produktion ihrer Wolle nachweislich nicht mit Lämmerverstümmelung in Verbindung steht. Für Verbraucher:innen ist dadurch kaum nachvollziehbar, ob ein Woll-Artikel dieses Tierleid ausschließt oder nicht. 

Für den Report wurden ausschließlich öffentlich zugängliche Informationen der analysierten Unternehmen ausgewertet – darunter: 

• relevante Unternehmensrichtlinien zur Wollbeschaffung 
• Produktseiten von Wollartikeln in den Online-Shops 
• Hangtags und andere physische Informationen in relevanten stationären Geschäften  

So zeigt der Bericht, wie transparent Modeunternehmen tatsächlich kommunizieren –genau dort, wo Konsument:innen ihre Kaufentscheidung treffen. 

1. Große Transparenzlücken 

• 67 % der untersuchten Unternehmen veröffentlichen keine umfassenden und klaren Informationen, ob und wie sie Lämmerverstümmelung ausschließen.
• Nur 33 % geben Zertifizierungen direkt am Point of Sale an – also dort, wo sie für Verbraucher:innen am wichtigsten wären.

Diese Lücken erschweren es Menschen erheblich, beim Kauf von Wollkleidung bewusst tierfreundliche Entscheidungen zu treffen.  

2. Fortschritte trotz Herausforderungen

Trotz der bestehenden Defizite zeigt der Report auch positive Entwicklungen: 

• Die Mehrheit der Stichprobe (84 %) positioniert sich bereits öffentlich gegen Lämmerverstümmelung.
• 58 % der untersuchten Unternehmen geben an, bereits damit begonnen haben, zertifizierte Wolle, die Lämmerverstümmelung nachweislich ausschließen kann, zu verwenden oder ausschließlich diese Wolle zu nutzen.

3. Vorreiter 

• Transparenz-Vorreiter wie zum Beispiel Marc O‘Polo, COS, Ortovox, Patagonia und Tchibo nutzen ausschließlich zertifizierte Wolle, die nachweislich nicht mit Lämmerverstümmelung in Verbindung steht und informieren klar und nachvollziehbar auf Produktebene.

Um Lämmer zu schützen und Verbraucher:innen verlässliche Orientierung zu geben, fordert VIER PFOTEN Modeunternehmen auf: 

• sich vollständig zu zertifizierter Wolle ‚ohne Lämmerverstümmelung‘ zu verpflichten 
• Informationen zu Zertifizierungen sichtbar und verständlich auf Produktseiten und Hangtags auszuweisen 
• Tierwohl-Aussagen grundsätzlich mit nur mit unabhängig überprüfbaren Nachweisen zu belegen 

Nur durch echte Transparenz können Konsument:innen, die auf Tierwohl achten möchten, diesen Aspekt beim Einkauf berücksichtigen – nur so kann die Modebranche glaubwürdig Nachhaltigkeitsaussagen zum Thema Tierwohl treffen. 

Dieser Transparenz-Report („Das Leiden hinter den Labels“) ist mehr als eine Analyse. Der Report soll Modeunternehmen Orientierung bieten, wie sie verantwortungsvolle Woll-Beschaffung und glaubwürdige Kommunikation umsetzen können. Gleichzeitig enthält er praktische Tipps für Verbraucher:innen, die beim Kauf von Wolle Tierleid vermeiden möchten. 

Unsere Botschaft und unser Ziel sind klar: 
Lämmerverstümmelung gehört der Vergangenheit an und Transparenz ist der Schlüssel, um den Wandel zu beschleunigen!