The breed standard for French Bulldogs is one example

Zucht von Hunden mit genetischen Störungen

Wenn das Aussehen Vorrang hat vor der Gesundheit und dem Wohlbefinden unserer Heimtiere

18.5.2020

Hunde mit „Babygesichtchen“ – mit runden Augen und kurzen/flachen Schnauzen- erfreuen sich immer größerer Popularität, Menschen haben Freude an ihrem niedlichen Aussehen. Ihr Erscheinungsbild kann für die Hunde jedoch schwerwiegende negative Auswirkungen haben, indem es ernsthafte Gesundheitsprobleme und Leiden verursacht.

Der Schwerpunkt in der Hundezucht lag und liegt noch immer in erster Linie auf der Veränderung des Aussehens von Hunderassen, was zu teils extremen Erscheinungsbildern führt. In Anbetracht des natürlichen Aussehens des Wolfs (Canis Lupus), dem Vorfahren der Haushunde, haben heute nur noch sehr wenige Hunderassen Ähnlichkeit mit ihm.

The wolf also known as Canis lupus

Selektive Zucht und genetische Störungen

Im Tierreich erben die Nachkommen die Eigenschaften (Aussehen und Verhaltensmerkmale) ihrer Eltern durch genetische Übertragung. Dieser natürliche Prozess trägt zur Evolution der Art bei. Der Mensch kann die Entwicklung durch selektive Zucht „beeinflussen“, was zu der Vielfalt der Rassen führt, die wir heute sehen. Und in der Tat leiden heute zahlreiche Hunderassen unter schweren Gesundheitsproblemen, die durch extreme körperliche Merkmale verursacht werden.

Dieser Prozess beinhaltet die Selektion und Zucht von Tieren mit erwünschten Merkmalen, was zu Nachkommen führt, die die gleichen Eigenschaften erben. Im Extremfall kann die selektive Zucht jedoch zur Entwicklung genetischer Störungen führen. 

Genetische Störungen sind Gesundheitsprobleme, die durch „genetische Varianz“ eines Individuums verursacht werden können. Während dies bei Wildtieren ein natürliches Phänomen ist, erhöht die künstliche Auslese sowohl die Wahrscheinlichkeit eines problematischen Erscheinungsbildes als auch die Chance, dass sie verstärkt zum Ausdruck kommen.  

Geht es um Hunde und andere Haustiere, so gibt es eine begrenzte Anzahl von Individuen, die bestimmte Merkmale besitzen, die für die Zucht erwünscht sind. Um diese Merkmale auf die nächste Generation zu übertragen ist es üblich, eng verwandte Tiere miteinander zu verpaaren oder, noch schlimmer, Tiere, die bereits von genetischen Störungen betroffen sind. Selektive Zucht, bei der Tiere mit bekannten Störungen verwendet und bei der gesundheitliche Auswirkungen außer Acht gelassen werden, wird allgemein als „Qualzucht“ bezeichnet.

Seit mehr als zwei Jahrhunderten werden Hunde selektiv für eine Vielzahl von Zwecken gezüchtet: für Arbeit, Sport, Ausstellungen oder zur Gesellschaft.

Hunde haben sich durch die Domestizierung von Wölfen herausgebildet. Obwohl immer noch unklar, wird allgemein angenommen, dass die frühen Menschen von einer einzigen paläolithischen Hunde-„Rasse“ begleitet wurden. Seit Beginn der selektiven Zucht von Hunden hat sich das Erscheinungsbild der Hunderassen verändert und es sind völlig neue Rassen entstanden. Beim Vergleich historischer und zeitgenössischer Fotografien von Hunden wird die Selektion auf extreme Merkmale deutlich. Zum Beispiel haben Möpse heute kürzere Nasen, der Dackel hat einen längeren Körper, der Bernhardiner ist größer geworden und der Deutsche Schäferhund hat jetzt einen abfallenden Rücken.

Seit Jahrhunderten werden verschiedene Arten von Hunden für unterschiedliche Zwecke gezüchtet: für die Arbeit, den Sport oder einfach nur zur Gesellschaft. In den 1800er Jahren begannen die Menschen in Großbritannien, selektiver zu züchten und konzentrierten sich dabei auf Form, Größe, Fell und Farbe, und der derzeitige Begriff „Rasse“ tauchte erstmals auf. Die Entstehung von Hundeshows trieb die Bedeutung von Rassen und deren Aussehen weiter voran. Die ersten Rassehundeausstellungen fanden Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Kaum das die Menschen begannen, ihre Hunde auszustellen und mit ihnen zu konkurrieren, wollten sie das Erscheinungsbild der Rassen variieren und verbessern. In den frühen Tagen dieser Ausstellungen gab es keine festgelegten Standards, die Hunde, die den Richtern am besten „gefielen“, wurden mit Preisen ausgezeichnet. Die Entscheidungen waren oft umstritten. Die Rassestandards sind im Laufe der Jahre weiterentwickelt worden.

Heutzutage sind die Rassemerkmale bis ins kleinste Detail vorgeschrieben, wobei sie die Merkmale der Reinrassigkeit vorgeben.

Betroffene Hunderassen

Derzeit gibt es 360 Hunderassen, die vom FCI (Fédération Cynologique Internationale), dem Dachverband, der weltweit die Hundezucht überwacht, anerkannt sind. Insgesamt wurden 757 genetische Störungen bei Hunden beschrieben. Eine Studie der 50 populärsten Hunderassen in Großbritannien ergab zum Beispiel, dass jede der inspizierten Rassen mindestens eine genetische Störung aufwies, wobei der Labrador Retriever auf bis zu 50 erbliche Störungen kam.

Selektive Zucht und die daraus resultierenden Probleme geben Anlass zu großer Sorge. Die Gesundheit der Hunde sollte bei der Zucht im Vordergrund stehen, nicht das Aussehen des einzelnen Tieres.

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