Rüdiger Jürgensen, Director Policy and Advocacy VIER PFOTEN Deutschland im Gespräch mit Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

30 Jahre VIER PFOTEN Deutschland 

Das hat die Stiftung für Tierschutz politisch erreicht

1.10.2024

Hamburg/Berlin, 01. Oktober 2024 – In diesem Jahr feiert die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN ihr 30-jähriges Bestehen in Deutschland. Seit der Gründung hat sich die Organisation zur Aufgabe gemacht, die Situation von Tieren unter dem direkten Einfluss von Menschen zu verbessern. Missstände in der Tierhaltung lassen sich jedoch in der Regel nur durch entsprechende Gesetze beenden. Um diese im Sinne der Tiere zu gestalten, betreibt VIER PFOTEN in Berlin eine Hauptstadtrepräsentanz. Doch wieviel Einfluss kann man als Tierschutzorganisation geltend machen? Ein Rückblick auf Meilensteine von 30 Jahren politischer Tierschutzarbeit.

Mit der Eröffnung des ersten Hamburger Büros im Jahr 1994 wurde die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN, die zuvor nur in Österreich aktiv war, international. Heute betreibt die Organisation in 15 Ländern Büros und/oder Schutzzentren für Tiere aus vormals schlechter Haltung. 2019 wurde in Deutschland ein zweiter Standort in Berlin, in der Nähe des Regierungsviertels eröffnet, um noch näher am politischen Geschehen zu sein. Der Grund: Tiere können nicht für sich selbst sprechen, haben jedoch einen Anspruch darauf geschützt zu werden. Aus diesem Grund setzt sich VIER PFOTEN seit drei Jahrzehnten engagiert in der Politik für den Schutz von Tieren in Deutschland ein und versucht die Gesetzesgeber für ihre Anliegen zu sensibilisieren.

Tierschutz als Staatsziel und Tierschutzgesetz

Auch durch den Einsatz von VIER PFOTEN ist seit 2002 der Tierschutz als Staatsziel im deutschen Grundgesetz verankert. Die bedeutsamste Gesetzgrundlage im Tierschutz ist allerdings das Tierschutzgesetz (TierSchG), das bereits seit 1972 existiert. Seit den 1990er Jahren wurden immer wieder bedeutende Veränderungen in das Gesetz aufgenommen, an denen VIER PFOTEN mitgewirkt hat. Wichtige Erfolge sind z. B. das Verbot von Käfighaltung bei Legehennen, der Verbot des Einsatzes von Stachelhalsbändern oder anderen schmerzhaften Mitteln bei der Ausbildung von Hunden, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration oder das Verbot der routinemäßigen Kükentötung. VIER PFOTEN hat auch daran mitgewirkt, dass 2019 die letzte deutsche Nerzfarm schloss und seitdem keine neue mehr eröffnet wurde, da die Mindestanforderungen an die Haltung so verschärft wurden, dass es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt.

„Auch wenn das alles gut klingt und wir stolz auf das von uns Geleistete sind – die Hände können wir leider nicht in den Schoß legen, denn die Missstände sind bei weitem nicht ausgeräumt.“

Rüdiger Jürgensen, Director Policy and Advocacy bei VIER PFOTEN

So dürfen zum Beispiel Hühner noch bis mindestens 2025 in Kleingruppenhaltung in ausgestalteten Käfigen gehalten werden, was nur marginal besser ist. Stachelhalsbänder werden weiter in Geschäften verkauft, die Betäubung dürfen Landwirt:innen selbst durchführen und eine wirklich tiergerechte Lösung für die nicht getöteten männlichen Küken, die heute oft einfach ins Ausland gebracht werden, ist noch nicht gefunden. Auch Wildtiere müssen noch immer in der Manege auftreten und Kunststücke für ein geblendetes Publikum vollführen.

Tierschutzgesetz verdient seinen Namen nicht

„An vielen Stellen muss man leider sagen, erfüllt das Tierschutzgesetz seinen Namen nicht“, sagt Jürgensen und fährt fort: „Anbindehaltung bei Rindern, Qualzucht bei Hund, Katze aber auch Tieren in der Landwirtschaft, Tiere im Zirkus: Es gibt so viele Stellen, an denen das Tierschutzgesetz verbessert werden muss. Hier sehen wir uns aber auch einer starken Landwirtschaftslobby gegenübergestellt. Doch wir werden weiter für die gute Sache eintreten.“

Gerade arbeitet VIER PFOTEN daran, dass möglichst viele ihrer Forderungen in das Tierschutzgesetz, das gerade novelliert wird, übernommen werden. Zu den Forderungen gehören unter anderem ein Verbot der Anbindehaltung von Rindern, ein Verbot von qualvollen Tiertransporten außerhalb der Europäischen Union und strengere Regulierungen für Inlandstransporte, eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen sowie ein vollständiges Wildtierverbot im Zirkus.

Doch auch jenseits der direkten Lobbyarbeit baut sich Druck auf die Politik auf. Es lässt sich beobachten, dass die Aufklärungsarbeit von Organisationen wie VIER PFOTEN durchaus einen Einfluss auf die Gesellschaft hat. So wünschen sich nach einer Umfrage der EU-Kommission 9 von 10 Deutschen mehr Tierschutz. Der Trend zeigt, dass immer mehr Menschen beim Kauf von Lebensmitteln Tierleid vermeiden wollen und sich für tierfreundlichere Produkte wie Bio- und Freilandhaltung oder gar vegetarische und vegane Alternativen entscheiden. 

Weitere Informationen über die Arbeit von VIER PFOTEN finden Sie hier.

Tobias Udave

Pressesprecher für Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

Jetzt Teilen!

Suche