Am Sonntag, den 21. April, ist Jahresration an Fleisch aufgebraucht 

VIER PFOTEN fordert niedrigeren Fleischkonsum, Änderungen bei der Ernährung und Reduktion der Tierzahlen

18.4.2024

Hamburg, 18. April 2024 – Trotz sinkenden Fleischverzehrs in Deutschland: Bereits am kommenden Sonntag, den 21. April 2024, wird hierzulande die empfohlene maximale Jahresration an Fleisch auf Kosten der Gesundheit der Menschen und zulasten von Tieren und Umwelt überschritten werden. Das hat VIER PFOTEN jetzt mit dem „Meat Exhaustion Day“ errechnet. Basis für die Einschätzung der globalen Tierschutzstiftung ist die so genannte „Planetary Health Diet (PHD)“, ein wissenschaftlich fundierter Speiseplan, der von der renommierten EAT-Lancet Kommission erarbeitet wurde. Mit 51,6 kg pro Kopf und Jahr ist der deutsche Fleischkonsum mehr als 1,5-mal so hoch wie der durchschnittliche weltweite Fleischkonsum. VIER PFOTEN empfiehlt eine Änderung des Ernährungssystems sowie die Reduzierung des Fleischkonsums und der Tierzahlen.

„Der deutsche Fleischhunger verschlingt Tierwohl, Umwelt und auch die Gesundheit der Menschen: Anzeichen dafür sind die Belastung unseres Klimas und der Umwelt, die unsäglichen Leiden der Tiere in der Landwirtschaft und tödliche Krebserkrankungen, bedingt durch den Konsum von Wurst und verarbeitetem Fleisch. Deutschland darf sich hier trotz eines gesunkenen Fleischkonsums nicht zurücklehnen, sondern muss noch viel höhere Anstrengungen für einen niedrigeren Konsum unternehmen.“

Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland

Der Fleischkonsum in Deutschland

Bereits am kommenden Sonntag haben die Deutschen 100 Prozent von dem verbraucht, was sie innerhalb von zwölf Monaten maximal konsumieren sollten. Zwar ist der Jahresdurchschnitt aus dem vergangenen Jahr von 51,6 kg Fleisch pro Kopf im Jahr ein neuer historischer Tiefstwert – allerdings ist der Fleischkonsum damit immer noch mehr als dreimal so viel wie die empfohlene Menge, die nachhaltig für den Planeten und unsere Gesundheit wäre und mehr als 1,5-mal so hoch wie der durchschnittliche weltweite Fleischkonsum. Im Durchschnitt verzehrt eine Person Ein kg Fleisch pro Woche, die Planetary Health Diet (PHD) empfiehlt hingegen lediglich 301 Gramm pro Woche.

Die Folgen für die Tiere

Um den Bedarf an Fleisch zu decken, werden in Deutschland jedes Jahr Hunderte Millionen Tiere geschlachtet. 2023 waren das allein 702,2 Millionen Hühner, Puten und Enten, drei Millionen Rinder, 43,8 Millionen Schweine, eine Millionen Schafe und Lämmer. Die sogenannten Nutztiere in intensiver Tierhaltung leben meist unter furchtbaren Bedingungen, die zu Stress und systembedingten Krankheiten führen. Die Tiere in der Landwirtschaft sind grauenvollen Zuchtpraktiken und Lebendtransporten ausgesetzt. Viele Tiere sterben während schlechter Haltungsbedingungen, ehe sie geschlachtet werden. „Noch viel schlimmer: Deutsche Haushalte werfen große Mengen an tierischen Produkten weg. Allein 2021 wurden 640.000 Schweine, 50.000 Rinder, 52.000 Schafe und Ziegen, 8,9 Millionen Hühner und 881.000 Truthähne, Enten und Gänse ungegessen entsorgt. Ein unnützer Tod für die Mülltonne“, sagt Rüdiger Jürgensen.

Die Folgen für die Umwelt

Die intensive Haltung von Tieren in der Landwirtschaft hat fatale Folgen für die Umwelt: Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist die Landwirtschaft für 60 Mio. t CO2 verantwortlich, was etwa neun Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland entspricht. Dabei bedroht die Billigfleischproduktion (und die Produktion anderer tierischer Produkte) nicht nur unser Klima, sondern auch die Biodiversität, verschmutzt unsere Luft, unser Wasser, unsere Böden und befeuert Waldrodungen weltweit. Der landwirtschaftliche Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Nitrat ist die größte Bedrohung für die Grundwasserqualität in Deutschland.

Die Folgen für die Gesundheit der Menschen

 

Der Überkonsum von Fleisch- und Milchprodukten kann zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen, wie zum Beispiel Übergewicht und Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ-2. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat verarbeitetes Fleisch (zu dem auch Wurstwaren gehören) als krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft. Darmkrebs wird im direkten Zusammenhang mit dem Verzehr von Fleisch und insbesondere von verarbeitetem Fleisch gestellt und ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland.

Die Empfehlungen von VIER PFOTEN

Die deutsche Regierung sollte intensiv darauf hinarbeiten, Massentierhaltung und intensive Tierzucht schrittweise abzuschaffen und stattdessen vielfältige Produktionssysteme und eine nachhaltige pflanzliche Lebensmittelproduktion zu fördern. Allgemein muss der Konsum tierischer Produkte reduziert werden. Dies ist Aufgabe der Politik, aber auch Einzelhändler und andere Lebensmittelakteure sollten einbezogen werden, um Fleischoptionen auf Einzelhandelsebene zu reduzieren, die Qualität und Haltungsformen zu verbessern und durch pflanzliche Optionen zu ersetzen. VIER PFOTEN appelliert ebenso an die Verbraucher:innen: Jeder kann den eigenen Fleischkonsum reduzieren – insbesondere von billigem und stark verarbeitetem Fleisch. Tierische Produkte können durch Hülsenfrüchte und andere pflanzliche Proteinquellen ersetzt werden. Ein gezielteres und bewussteres Konsumverhalten kann Einzelhändler, Restaurants und Lebensmittelhersteller dazu bewegen, auf pflanzliche und tierfreundliche Lebensmittel umzusteigen.

 

Hier geht es zum Bericht „Meat Exhaustion Day“.

 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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