Agrarministerkonferenz: Bund muss Lebendtiertransportrouten prüfen

Statement zur heute beendeten Konferenz 

27.9.2019

Hamburg, 27. September 2019 – Auf der heute in Mainz beendeten Agrarministerkonferenz (AMK) wurden der Antrag der Bundesländer Hessen und Schleswig-Holstein für die Erstellung einer bundesweiten Datenbank für Verladestationen und Transportstrecken bei Lebendtiertransporten in Drittländer beschlossen. Ebenfalls beschlossen wurde der Antrag Nordrhein-Westfalens zu Extremtemperaturen und Tierschutz beim Transport unter acht Stunden. Abseits der AMK hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bereits im Vorfeld in Aussicht gestellt, Verstöße in Form von Temperaturüberschreitungen bei Lebendtiertransporten als Ordnungswidrigkeiten zu werten und mit Bußgeldern zu ahnden.

Statement von Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin von VIER PFOTEN

„Eine bundesweite Datenbank ist zwar sinnvoll, damit Missstände klar erkannt werden, aber damit ist erst mal keinem einzigen Tier geholfen! Die desolaten Zustände auf der Route nach Usbekistan haben uns allen unmissverständlich vor Augen geführt, dass alle Routen schnellstmöglich überprüft werden müssen. Solange das nicht passiert ist, dürfen auch keine weiteren Transporte rollen. Hier ist die Bundesregierung gefragt. Nur sie hat die Ressourcen, alle Routen auf Herz und Nieren zu prüfen! Wir sind fest davon überzeugt, dass auch auf anderen Routen ähnlich furchtbare Missstände herrschen und das muss ein für alle Mal auf höchster Ebene geklärt werden. Kein Tier verdient es, bei Hitze oder Kälte, ohne Wasser, Futter und medizinische Versorgung ewig herumgekarrt zu werden. Die Lösungen sind doch schon längt bekannt: Statt lebender Tiere können Fleisch oder Milch und für die Zucht Sperma exportiert werden. In diese Richtung muss viel mehr getan werden.

Der Antrag von Nordrhein-Westfalen ist zu begrüßen, da endlich auch das Leiden der Tiere, die unter acht Stunden transportiert werden, beachtet wird. Denn diese Tiere werden, egal bei welchen Temperaturen, abgefertigt. Immer wieder sterben Tiere durch Hitze, sie verdursten oder erfrieren. Der Beschluss geht jedoch längst nicht weit genug. Bei Extremtemperaturen unter 5°C oder über 30°C darf generell kein Transport lebender Tiere mehr stattfinden.

Gut, dass sich die Bundesregierung endlich dazu durchringen konnte, Verstöße bei der Abfertigung und Durchführung von Tiertransporten bei extremen Temperaturen als Ordnungswidrigkeit zu benennen. Besser spät, als nie! Denn die Zahlen von Juli/August 2017 und 2018 sind kaum auszuhalten. Fast 90 Prozent aller Transporte wurden bei brütender Hitze rechtswidrig durchgeführt. Und auch in diesem Jahr wurden wieder Transporte trotz großer Hitze abgefertigt. Damit die Regelung mit dem Ordnungswidrigkeitsverfahren auch funktioniert, muss die Bundesregierung hohe Bußgelder festlegen und müssen die Länder engmaschige Kontrollen durchführen.“

Weitere Informationen finden Sie unter:
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VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

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