VIER PFOTEN Experte heute im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft 

Sachverständiger fordert Verbot von Wildtieren im Zirkus / Protest vor Bundestag

14.10.2019

Hamburg, 14. Oktober 2019 – Beim heutigen Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin sprach Wildtierexperte Thomas Pietsch von VIER PFOTEN während der Bundestagsanhörung als Sachverständiger im Rahmen des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen „Wildtierhaltung im Zirkus jetzt beenden“. Während VIER PFOTEN vor dem Bundestag protestierte, stellte Pietsch im Ausschuss unmissverständlich klar, dass Wildtiere nicht in den Zirkus gehören.

"Die heutige Anhörung hat gezeigt, dass es bei der Mehrheit der geladenen Sachverständigen einen breiten Konsens gibt – zumindest für ein Verbot einzelner Wildtierarten im Zirkus. Bundesministerin Julia Klöckner muss ihre Blockadehaltung jetzt aufgeben und zügig ein Verbot vorlegen."

Thomas Pietsch, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN

Während und vor der öffentlichen Anhörung protestierten heute vor dem Bundestag AktivistInnen der internationalen Tierschutzstiftung VIER PFOTEN vor dem Hintergrund von zwei aufmerksamkeitsstarken vier Meter hohen Wildtier-Modellen für ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen. Gemeinsam mit VIER PFOTEN demonstrierte ein Bündnis weiterer NGOs sowie die Landestierschutz AGs der Berliner Grünen und der Partei Die Linke. 

Nach der heutigen Anhörung wird voraussichtlich am 23. Oktober 2019 in der Sitzung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft über den Antrag entschieden.

Hintergrund

Bündnis 90/Die Grünen fordern mit ihrem Antrag im Bundesrat in Zirkussen ein Verbot von Affen, Elefanten, Bären, Giraffen, Nashörnern, Großkatzen und Flusspferden. In der Vergangenheit hatte sich der Bundesrat bereits dreimal, zuletzt 2016, für ein bundesweites Wildtierverbot im Zirkus ausgesprochen – das wurde von der Regierung immer ignoriert.
Zuletzt hatten auf der Agrarministerkonferenz in Landau im April dieses Jahres die AgrarministerInnen einstimmig ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen gefordert.

Dieser Ansicht sind auch rund zwei Drittel der Deutschen, wie eine von VIER PFOTEN in Auftrag gegebene und von Kantar TNS durchgeführte Umfrage zeigt. Tatsächlich lehnen sogar mehr als 75 % der 14- bis 49-jährigen BundesbürgerInnen die Haltung von Wildtieren im Zirkus ab.

Statt endlich tätig zu werden, stemmt sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) immer wieder gegen ein Verbot. Man will lediglich mit Zirkusbetreibern zusammenarbeiten, um die „Leitlinien für den Umgang mit Tieren im Zirkus“ zu überarbeiten.

Inzwischen haben 24 Länder in der EU (inklusive England und Schottland) die Haltung von Wildtieren in fahrenden Zirkussen bereits untersagt oder zumindest eingeschränkt. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben fünf Länder – Luxemburg, Irland, die Slowakei, Schottland und England – Verbote für sämtliche Wildtierarten auf den Weg gebracht. Deutschland wird von Seiten der hiesigen Politik gern als Vorreiter beim Tierschutz bezeichnet, beim Schutz von Zirkustieren bilden wir jedoch gemeinsam mit Frankreich, Spanien und Litauen ein Schlusslicht.

Forderungen von VIER PFOTEN

Eine Fülle von Einzeluntersuchungen zu verschiedenen Tierarten, wissenschaftliche Reviews und Reporte belegen gravierende Tierschutzdefizite bei Wildtieren in Zirkussen. Diese Mängel sind vielfach auf systemimmanente Ursachen infolge der Bedingungen im reisenden Zirkus zurückzuführen, unter denen selbst grundlegende Bedürfnisse vieler Wildtiere nicht erfüllt werden können.

Deswegen fordert VIER PFOTEN:

  • ein generelles Verbot der Wildtierhaltung im Zirkus – Elefanten, Tiger, Löwen, Flusspferde oder Giraffen gehören nicht dorthin.
     
  • dass eine Positivliste für Tierarten eingeführt wird, die in Zirkusbetrieben gehalten werden dürfen inkl. strenger Vorgaben für ihre artgemäße Haltung.
     
  • dass ein Verbot im Rahmen einer angemessenen Übergangsfrist umgesetzt wird, wobei Tiere aus besonders schlechter Haltung jedoch zeitnah adäquat untergebracht werden müssen.

Die ausführliche Stellungnahme von VIER PFOTEN zur Anhörung finden Sie hier.

Weitere Informationen zum Thema Zirkus finden Sie hier. 

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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