Berliner Experten-Event rund um die Ernährung der Zukunft

TeilnehmerInnen tauschten sich im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums von VIER PFOTEN Deutschland aus 

2.10.2019

Hamburg, 02. Oktober 2019 – VIER PFOTEN feierte in Berlin sein 25-jähriges Bestehen in Deutschland unter dem Motto „Was is(s)t die Welt von Morgen“. Bei mehreren Impulsvorträgen ging es vor Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Interessensvertretern um die drängendsten Fragen rund um Ernährung, Klima und Tierschutz. Speaker waren neben dem Gründer von VIER PFOTEN, Heli Dungler, auch Daniel Anthes vom Frankfurter Zukunftsinstitut und der Marketingleiter der Rügenwalder Mühle, Thomas Ludwig. Die Experten waren sich darüber einig, dass die Ernährung der Zukunft klimaneutral, nachhaltig und tierfreundlich sein muss. Seit vielen Jahren setzt sich VIER PFOTEN bereits für eine bessere Ernährung ein, betreibt Aufklärungsarbeit und setzt Kampagnen um, die sich diesem Ziel verschrieben haben.

Dass Tierschutz ein Schlüsselthema bei der Frage sein wird, ob zukünftige Generationen noch eine Lebensgrundlage haben werden, davon ist der Gründer von VIER PFOTEN, Heli Dungler, überzeugt. Schließlich gebe es in 30 Jahren, bei einem prognostizierten Anstieg der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen, bis zu 100 Prozent mehr Nutztiere. Unter anderem auch deswegen, weil viele Schwellenländer erst jetzt mit dem massiven Konsum von Fleisch beginnen würden. Er appellierte an die Politik, endlich eine strategische Landwirtschaftspolitik zu verfolgen, auch unter Berücksichtigung der wichtigen Umweltaspekte.
 

„Und unser System der Intensivtierhaltung kennt nur Verlierer: Die nicht artgerecht gehaltenen sogenannten Nutztiere, Landwirte, die mit ihren Erzeugnissen nichts mehr verdienen, und schließlich die Verbraucher, die nicht wissen, wo die tierischen Produkte herkommen, die sie sich in den Einkaufswagen legen.“

Heli Dungler, Gründer von VIER PFOTEN

Fleischkonsum von Morgen: Vier Szenarien und eine Lösung

Daniel Anthes vom „Zukunftsinstitut“ präsentierte als selbst ernannter „kritischer Zukunftsoptimist“ einen Blick in die Zukunft der Ernährung abseits des konventionellen Fleischkonsums. Und diese Zukunft war für den Diplom-Wirtschaftsgeographen und Nachhaltigkeitsexperten weniger eingetrübt, als für viele andere Beobachter.

So stellte Anthes fest, dass der Peak beim Fleischkonsum in Deutschland erreicht sei. In diesem Zusammenhang identifiziert er vier Zukunftstrends: Den Flexitarismus mit seinem zunehmenden Verzicht auf Fleisch, die Bewegung um das sogenannte Clean Meat bzw. In-vitro-Fleisch, den Verzehr von Insekten als Proteinquelle und den pflanzenbasierten Veganismus.

Wert legte Anthes auch auf die Feststellung, dass gesellschaftlicher Wandel in der Regel nicht durch Verbote, sondern durch Möglichkeiten entstehe. Möglichkeiten und Chancen, die auch von der Lebensmittelindustrie gesehen würden. Dies spiegele sich beispielsweise in dem stetig wachsenden Angebot von pflanzenbasierten Produkten wider. Dabei seien diese Unternehmen nicht primär auf die Weichenstellung der Politik angewiesen – die sich damit derzeit allerdings eher schwertue – sondern gingen selbst voran

Foodtrend: Vegane und vegetarische Ersatzprodukte

Der Lebensmittelhersteller Rügenwalder Mühle ist Marktführer bei vegetarischen Ersatzprodukten in Deutschland und wächst ebenfalls im Bereich veganer Alternativen – allein im Juli 2019 machten die vegetarischen und veganen Produkte 35 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Marketingleiter Thomas Ludwig zeichnete vor den Gästen das Bild eines mittelständischen Unternehmens, das diesen Weg auf der einen Seite aus gesellschaftlicher Verantwortung, auf der anderen Seite aber auch aus ökonomischen Gründen gegangen ist – und zwar aus Eigeninitiative. Frei nach dem Motto: „Wenn Du Dich selbst nicht änderst, übernimmt es wer anders für Dich“, so Ludwig.

Und: „Als Industrie sind wir auch vor dem Hintergrund des Klimawandels gefordert, Teil der Lösung zu sein.“ Dabei fokussiere sich das Unternehmen aus dem niedersächsischen Bad Zwischenahn auf die immer relevantere Gruppe der Flexitarier. Allgemein müsse man Konsumenten statt mit Verboten, viel mehr mit genussvollen und hochwertigen Fleischalternativen überzeugen. Dabei zeigt er sich überzeugt, dass es schon in den kommenden Jahren zu fast jedem Fleischprodukt ein pflanzenbasiertes Pendant geben wird. „Denn es gibt unseren Studien nach für Verbraucher nur einen einzigen Grund für den Fleischkonsum – und zwar den Geschmack“, so Ludwig.

Auf die Frage, ob die Rügenwalder Mühle in 25 Jahren überhaupt noch Fleisch im Sortiment führen würde, antwortete er, dass das vom „Einkaufszettel des Verbrauchers abhängt“. Die Rügenwalder Mühle führt beide Geschäftsfelder mit attraktiven Angeboten. Thomas Ludwig setzt dabei auf die freie Entscheidung der Konsumenten. Er äußerte aber auch die Hoffnung, dass Fleisch aus Pflanzen in der Zukunft genauso selbstverständlich auf den Einkaufszetteln steht, wie traditionelle Fleischprodukte.

Gemeinsam für den Tier- und Klimaschutz

Nur wenn Politik, Wissenschaft, Tier- und Umweltschutzorganisationen sowie die Wirtschaft gemeinsam den Weg hin zu einer tierfreundlicheren, gesünderen und klimaschonenderen Ernährung gehen, kann sich etwas wirksam und nachhaltig verändern. VIER PFOTEN verfolgt im Zuge einer tierfreundlichen Ernährung das 3R-Prinzip: Reduce, die Reduktion des Fleischkonsums, Refine, die Entscheidung für Fleisch aus tierfreundlicher Landwirtschaft, Replace, das Ersetzen von Fleisch, Eiern oder Milchprodukten durch Alternativen.

Rüdiger Jürgensen, Country Director von VIER PFOTEN Deutschland, bedankte sich bei Heli Dungler „ohne den es heute bestimmt Millionen von Tieren schlechter gehen würde“. Dungler selbst schloss mit den Worten: „Wir danken den Akteuren für den konstruktiven Austausch und ich lade Sie alle ein, in 25 Jahren wieder hier zusammenzukommen und hoffentlich auf eine etwas bessere Welt anstoßen zu können.“

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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